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Die Roseninsel

Geschichte (Lat: 47.9416; Long: 11.3089)

Die Roseninsel - ein Duft von 15.000 Rosen

Wenn sich Kaiserin Sissi von der strengen Etikette des Wiener Hofs wieder einmal eingesperrt fühlte, zog es sie in ihre alte bayerische Heimat, nach Possenhofen an den Starnberger See. Auch ihren Vetter, König Ludwig II., überfiel in seinem Schloss Berg immer wieder die Schwermut. Allzu gern wollten sich die beiden Monarchen ungestört von den allgegenwärtigen Hofschranzen austauschen, sich von ihren Wünschen und Sehnsüchten erzählen. Was gab es für einen besseren Ort, um sich heimlich zu treffen, als die kleine Insel Wörth unweit des westlichen Seeufers.

Gerade einmal 165 Meter trennen die Insel vom Festland. Das Eiland war Privatbesitz Ludwigs und er hatte dort ein pompejisch-bayerisches Sommerhaus errichten und 15.000 Rosen pflanzen lassen. Seither der heutige Name: Roseninsel. Der Duft muss so betörend gewesen sein, dass sich die Kaiserin zum Schreiben folgender Zeilen veranlasst sah: "Von der kleinen Roseninsel kamen tausend süße Düfte, des Jasmins Wohlgerüche würzten hold die Abendlüfte." Der Fischer Jakob Lidl soll mehrmals als Bote die Einladung des Königs zum Stelldichein an die Cousine überbracht haben. Es wird auch behauptet, dass der König die Glocken nach einem Geheimcode hat läuten lassen, um auf diese Weise seine Einladung zu senden. Telefone, geschweige denn Smartphones und "whatsapp" gabs noch nicht. Um möglichst unentdeckt zu bleiben, gaben sich die beiden Decknamen: so soll sich hinter dem Namen "Adler" der König versteckt haben - Sissi hieß bei dem Verwirrspiel "Möwe". Wie oft sich die beiden heimlich auf der Insel getroffen haben, ist nicht überliefert. Für die von ihm verehrte Zarin Maria Alexandrowna ließ Ludwig 1868 auf der Roseninsel ein märchenhaftes Fest veranstalten. Die Insel war erstmals mit elektrischem Licht erleuchtet. Das gegenüberliegende Schloss Berg, Wohnort des Königs, leuchtete im Schein bengalischer Feuer. Im Norden grüßte das von einem Flammengürtel erleuchtete Schloss Starnberg.

Wenn heute in regelmäßigen Abständen Elektrofähren zur Roseninsel schippern, um müde Ausflügler, laute Kegelbrüder oder ganze Gesangvereine überzusetzen, dann ist von dem Glanz vergangener Tage wenig zu spüren. Wer die Einsamkeit der Insel sucht, die einst Ludwig und Sissi vorgefunden haben, sollte im Winter hierher kommen - nur dann fahren keine Boote und es wachsen allenfalls Christrosen.

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