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Reliquienschatz von Andechs

Sakralbau (Lat: 47.9746; Long: 11.1821)

Der Reliquienschatz von Andechs - von Menschen und Mäusen

Wo andere Wallfahrtsorte sich schon glücklich schätzen, wenn sie eine einzige Reliquie ihr eigen nennen dürfen, glänzte Kloster Andechs gleich mit einer ganzen Sammlung: Ein Span vom Kreuz Christi, ein Teil des Schweißtuchs, ein Teil des "Spottzepters" Christi, ein Zweig aus der Dornenkrone, die Stola des Evangelisten Johannes und der Gürtel der Maria Magdalena , um nur die wichtigsten zu nennen. Besondere Bedeutung kommt den drei Heiligen Hostien zu. Zwei der Hostien stammen der Überlieferung zufolge von Papst Gregor dem Großen, der in der Zeit um das Jahr 600 lebte. Die Hostien weisen ein blutrotes Kreuz bzw. ein Fingerglied auf. Eine dritte Hostie zeigt das mit Blut geschriebene Monogramm Jesu. Das Zeichen erschien Papst Leo IX. während der Wandlung. Mitgebracht hat diese Reliquien einst Graf Rasso von Dießen von seinem Kreuzzug ins Heilige Land. Die Grafen von Dießen gehörten im hohen Mittelalter neben den Staufern und den Welfen zu den einflussreichsten Geschlechtern in Deutschland.

Allerdings begann bald schon der Niedergang des Hauses Dießen. Weil zwei Söhne von Graf Bertold von Dießen in Verdacht geraten waren, an der Ermordung König Philipps II. von Schwaben beteiligt gewesen zu sein, wurde ihr Stammsitz, die Burg Andechs, geschleift. Nur die Nikolaus-Kapelle blieb dabei verschont. Als nur noch Trümmer übrig waren, suchte man nach den Reliquien des Heiltums - vergebens. Die kostbaren Reliquien sollten für über einhundertfünfzig Jahre verschwunden bleiben.

Ihr Wiederentdeckung ist eher einem Zufall zu verdanken: An einem Wochentag 1388 las der Benediktiner-Kaplan Jakob Dachauer wie üblich die Messe, als er sah, wie eine Maus aus einem Loch unterhalb des Altars heraushuschte. Im Maul trug sie ein Stück Papier, das unschwer als Reliquienzettel zu erkennen war. Daraufhin begann man den Raum hinter dem Altar genauer zu untersuchen und fand bei Grabungen eine eisenbeschlagene Truhe mit den vermissten Reliquien. Historiker verbannen die Geschichte mit der Maus in das Reich der Fabeln. Aber die Kirchenobern waren dem kleinen Tier so dankbar, dass sie ihm ein Denkmal setzten. Wer genau hinsieht, kann in einem kleinen Spalt am Fuß des Altars das kleine Tierchen erkennen. Damit die Heiltümer von nun an auf immer und ewig in Andechs bleiben, hat man sie hinter einer dicken Eichentür in der Heiligen Kapelle verwahrt.

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