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Oskar Maria Graf

Geschichte (Lat: 47.9675; Long: 11.3543)

Oskar Maria Graf - der verkannte Sohn

Dass man als Prophet im eigenen Land nicht zählt, ist eine Binsenweisheit. Oskar Graf, der 1894 hier in Berg als neuntes Kind eines Bäckers geboren wurde, war da keine Ausnahme. Nachdem der Vater früh verstorben war, übernahm der älteste Bruder Max die Bäckerei. Morgens, bevor Oskar in die ungeliebte Schule gehen konnte, musste er mit dem Fahrrad die Backwaren ausfahren. Als er mit 17 Jahren seinem Bruder Max eröffnete, dass er Schriftsteller werden wollte, prügelte dieser ihn regelrecht aus dem Haus. Oskar floh nach München und erlebte dort die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Im Dezember 1914 wurde er als Soldat eingezogen. Zwei Jahre später sollte er wegen Befehlsverweigerung abgeurteilt werden. Er hatte Glück und wurde statt dessen in eine Irrenanstalt eingeliefert, aus der man ihn nach einem Hungerstreik entließ.

Selbst als er in Münchner Künstlerkreisen schon längst anerkannt war, wollten seine ehemaligen Mitbürger in Berg nichts von ihm wissen. Was sicher auch damit zusammenhing, dass er sich inzwischen in den linken revolutionären Zirkeln bewegte und ein kompromissloser Pazifist und Antifaschist war. Er unterstütze die Novemberrevolution von 1918 und war auch gegenüber der Räterepublik aufgeschlossen. In seinem Roman: "Aus dem Leben meiner Mutter" erzählt er auf drastische Art von den Streitigkeiten und Händeln in seiner Heimatgegend. Das mag manchem dort nicht gefallen haben.

Graf hatte die heute noch existierende "Osteria Italiana" als Stammlokal gewählt. Hier verkehrten bezeichnenderweise auch Hitler, der "bezwickerte kleinäugige Himmler" und das "studentisch zerhackte fettrote Mopsgesicht Röhm". Graf machte aus seinem Antifaschismus nie ein Hehl. Als die Nazis nach der Machtergreifung die Bücher zahlreicher Schriftsteller verbrannten und ausgerechnet einige seiner Bücher zur Lektüre empfahlen, sah er sich zu einem Aufruf veranlasst. In Wien, wo er sich Anfang 1933 aufhielt, veröffentlichte er folgenden Text: "Verbrennt mich! Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbande gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!" Die Nazis taten ihm prompt den Gefallen und verbrannten auch seine Bücher.

1937 floh Graf über die Niederlande ins Exil nach New York. Dort zog er durch die deutschen Bierlokale und traf sich mit anderen deutschen Exilanten. Er galt als Kuriosum. Mit seiner kurzen Lederhose, den Wadlstrümpfen, dem Trachtenhut und seinem Janker war er unverwechselbar. Im Gegensatz zu den anderen Flüchtlingen wollte er seine bayerische Herkunft immer klar dokumentieren. Seine geliebte Heimat hat er nur noch dreimal gesehen, als er, mittlerweile als Autor weltweit geschätzt, zu Vortragreisen nach Deutschland kam. Die Gemeinde Berg tat sich lange schwer, ihrem berühmten Sohn ein Denkmal zu setzen. Vielen galt er als Nestbeschmutzer.

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