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Der Bucentaur

Geschichte (Lat: 47.972; Long: 11.3504)

Der Bucentaur - das Flaggschiff der kurfürstlichen Seeflotte

Die bayerischen Herzöge liebten seit je her Prunk, Musik und rauschende Feste. Wenig bekannt dürfte sein, dass schon Herzog Wilhelm der IV. eine Flotte auf dem Starnberger See unterhielt. Verglichen mit dem Prunk, den sein Enkel Kurfürst Ferdinand Maria jedoch entfalten sollte, mutet diese Flotte geradezu ärmlich an. Anlässlich der langersehnten Geburt des Thronfolgers Max Emanuel erfasste Kurfürst Ferdinand Maria und seine Frau Henriette Adelaide von Savoyen eine regelrechte Bauwut. Neben der Theatinerkirche und dem Schloss Nymphenburg ließ er die Flotte am Starnberger See aufrüsten. Kernstück war der Bucentaur, ein nach venezianischem Vorbild gebautes Prunkschiff mit einer Länge von 29 Metern. Das schwimmendes Jagdschloss wurde 1665 fertiggestellt und bot Platz für mehrere hundert Personen. Ein Chronist sprach sogar von 500 Menschen, die sich bei einem Seefest an Bord befunden haben sollen. Im Mitteldeck gab es einen großen Speisesaal, ein Vorzimmer des Kurfürsten und zwei kleinere Zimmer, sogenannte Kabinette. Auf dem Vorplatz am Bug befanden sich eine vergoldete Neptunfigur und eine Fontäne. Zwei Treppen führten auf das Oberdeck. Dort war Platz für 24 Trompeter, Pauker und sonstige Musiker. Auch die Mannschaft für die Bedienung der Segel war hier stationiert. Fortbewegt wurde der Kahn durch zwei Segel und 64 Ruderer, die sich im Unterdeck drängelten. Es muss ein unvergesslicher Anblick gewesen sein, wenn sich der gewaltige Rumpf des Bucentaur in den See hinausschob, begleitet von unzähligen Begleitschiffen: der Roten Galeere, der blauen Gallee, den Kammerherrenschiffen, Küchenschiffen, Kellerschiffen, den Silberschiffen mit dem Tafelsilber, Gondeln und, und, und.... Eine regelrechte Armada, die auch richtige Seegefechte veranstaltete. Allerdings konnten die Kanonen an Bord nur Salut schießen.

Die Rechnungsbücher besagen, dass allein der Bucentaur über 20.000 Gulden gekostet hat. Das dürfte nach heutiger Kaufkraft etwa 50 Millionen Euro entsprechen. Hinzu kamen weitere 19.000 Gulden für die Werkhütte und das Bootshaus. Man gönnt sich ja sonst nichts. Ach ja: die Begleitschiffe und der Unterhalt der Mannschaften ist da noch nicht eingerechnet. Nicht einmal hundert Jahre nach dem Stapellauf war das Ende des stolzen Buzentaurs besiegelt. Eine von Kurfürst Max III. Josef eingesetzte Kommission befand, dass eine Instandsetzung des Prunkschiffes unter finanziellen Gesichtspunkten nicht sinnvoll sei. In Wirklichkeit hatte sich der Geschmack der Zeit geändert. Die Flotte, die sich der Kurfürst ersatzweise bauen ließ, bestand aus kleineren, leichteren Booten. So kam es, dass die Bayern nie eine richtige Seefahrernation wurden.

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