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St. Jakob

Sakralbau (Lat: 48.0609; Long: 12.2306)

St. Jakob - ein Trutzbau, der das Schloss herausfordert

Der massive Baukörper der Pfarrkirche von St. Jakob mit seinem steilen Satteldach scheint die eng um die Kirche gruppierten Häuser fast zu erdrücken. Dazu kommt der in der Enge fast bedrohlich wirkende hochaufragende Turm, der wie ein mittelalterlicher Bergfried wirkt. Baumeister der in den Jahren um 1410 errichteten gotischen Hallenkirche war zunächst Hans von Burghausen, der auch St. Martin in Landshut erbaute. Nach seinem Tod führte Stephan Krumenauer den Bau weiter. Auch Krumenauer erlebte die Fertigstellung der Kirche nicht. 1634 - während der besonders schlimmen Jahre im verheerenden Dreißigjährigen Krieg - brach in Wasserburg die Pest aus. In ihrer Not gelobten die Bürger, ihre Stadtpfarrkirche zu renovieren, sollte die Seuche vorübergehen. Sehr zum Missfallen des ortsansässigen Meisters Hartmann erhielt nicht er, sondern die Gebrüder Zürn aus Waldsee in Oberschwaben den Auftrag zur Umgestaltung.

Leider wurden bei der Regotisierung 1879 der von den Brüdern geschaffene Hochaltar und die drei Seitenaltäre entfernt. Die beiden großen Holzfiguren, die einst seitlich des Hochaltars standen, fand man nach dem Zweiten Weltkrieg in Kalifornien. Sie sind heute im Museum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin ausgestellt. Der heutige Altar im Chor stammt von 1983 und wurde nach einem Entwurf von Martin Lauber geschaffen. Der in Kupfer getriebene und feuervergoldete Tabernakel stammt aus dem Jahr 1831. Nur noch die Kanzel der Gebrüder Zürn ist erhalten und gilt als Meisterwerk der frühbarocken Bildhauerkunst. Die Künstler verwendeten Elemente aus Renaissance und Frühbarock. Die Brüstung ist in mehrere Felder geteilt. Darin stehen die Figuren des Heilands mit der Weltkugel in der Hand, die vier Evangelisten und der Hl. Franziskus. Der hochgetürmte Schalldeckel mit der Darstellung der vier Kirchenväter und der Madonna mit dem Kind unterstreicht die Höhe des Kirchenraums. Ganz oben steht Jakobus, der Kirchenpatron. Besondere Beachtung verdienen die Werke des Wasserburger Bildhauers Wolfgang Leb. Er schuf die Grabplatte des Wasserburger Rentmeisters Hans Baumgartner rechts vom Eingang, sowie den Grabstein für die Familie Gumpelzheimer an der äußeren Südwand. Verschiedene Mitglieder dieser Patrizierfamilie waren bedeutende Stifter. Die Familie ist allerdings 1599 in der männlichen Linie ausgestorben.

An der südöstlichen Außenwand des Chors befindet sich ein Wandgemälde aus dem späten 15. Jahrhundert. Es zeigt das Kreuz Christi als "Lebensbaum" und stellt in einer Art Bilderbibel das Werk der Erlösung dar. Mit dem Sündenfall ist der Tod in die Welt gekommen. Gottes Sohn jedoch hat mit seinem Erlösertod das himmlische Tor zum ewigen Leben geöffnet.

Für Musikwissenschaftler dürfte interessant sein, dass Wolfgang Amadeus Mozart bei seinem Aufenthalt vom 10. bis zum 12. Juni 1763 in Wasserburg in St. Jakob zum ersten Mal in seinem Leben auf einer Orgel spielte. Wie nicht anders zu erwarten, beherrschte der Knabe das Instrument sofort bravourös. Dabei war es eher ein Zufall, dass die Mozarts in Wasserburg weilten. Auf ihrer Konzert-Reise, die sie dreieinhalb Jahre lang durch ganz Europa führen sollte, war bei ihrer Reisekutsche bereits am zweiten Tag ein Rad gebrochen.

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