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Salzhandel

Geschichte (Lat: 47.8526; Long: 12.1264)

Rosenheim und der "Salzrausch"

Bevor Saline von Rosenheim 1958 abgerissen wurde, war die Salzgewinnung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Als letzter Zeuge dieser Blütezeit gilt das Solepumpenhaus. Zunächst sollte es wie die übrigen Gebäude der Saline abgerissen werden. Eine Bürgerinitiative setzte sich jedoch für den Erhalt der kleinen Pumpstation ein.

Seit Menschengedenken gewann man in den Alpen das Salz dadurch, dass man in Sudpfannen salzhaltiges Wasser - sogenannte Sole - erhitzte und verdampfte. Als Rückstand blieb das wertvolle Salz, das "Weiße Gold". Bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts existierten Salinen von Reichhall und Traunstein. Die wachsende Nachfrage nach Salz - v.a. durch den Zuwachs der Bevölkerung - machte den Bau einer weiteren Saline erforderlich. Da die Waldbestände um die beiden bereits existierenden Salinen durch jahrzehntelange Abholzung stark reduziert waren, suchte man für die neue Saline einen Standort, der ausreichend mit Brennholz zu versorgen war. Rosenheim bot sich an, da man die Baumstämme aus den waldreichen Gebieten um Miesbach über Mangfall und Schlierach nach Rosenheim triften konnte. 1808 begann der Bau der neuen Saline in Rosenheim. Als Standort wählte man das Gelände des wegen der Säkularisation aufgelösten Kapuzinerklosters.

Dazu musste man die in Reichenhall gewonnene Sole nach Rosenheim leiten. Da der Transport über die Straße ausschied, wurde eigens eine Soleleitung gebaut. Die Trasse hatte eine Länge von 81 Kilometern und musste Täler und Schluchten überqueren. Es galt, einen gewaltigen Höhenunterschied zu überwinden. Dies war bei den gegebenen technischen Möglichkeiten eine Herausforderung. Erschwerend kam hinzu, dass sich Bayern damals im Krieg mit Napoleon befand. Geld war knapp und viele Männer wurden als Soldaten im Feld gebraucht. Baumeister Georg von Reichenbach schaffte es trotzdem, die Soleleitung innerhalb kurzer Zeit fertigzustellen.

In den Folgejahren wurde die Saline von Rosenheim ständig erweitert. Im Jahr 1900 lag die Produktion schließlich bei 23.000 Tonnen Salz. Damit war die Ausbringung höher als die der beiden Salinen Traunstein und Reichenhall zusammen. Die Salz-produktion war inzwischen zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige von Rosenheim geworden. Doch schon zehn Jahre später begann der Niedergang. Die wachsende Konkurrenz von Steinsalz, das im Gegensatz zu Siedesalz wesentlich kostengünstiger zu gewinnen und vielseitiger zu verwenden war, veranlasste das bayerische Finanzministerium dazu, ein Wirtschaftlichkeitsgutachten in Auftrag zu geben. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass eine Zentralisierung der Salzproduktion dringend erforderlich sei. Die Saline in Traunstein wurde bereits 1912 stillgelegt. Der Rosenheimer Saline räumte man noch eine Übergangsfrist ein. 1958 waren die jährlichen Verluste jedoch so enorm, dass man sich entschloss, auch hier den Sudbetrieb einzustellen und die Gebäude abzureißen. Von den drei Salinen ist heute nur noch die von Reichenhall in Betrieb. In Rosenheim überlebte lediglich das kleine Solepumpenhaus den einstigen Boom. Außerdem erinnert das Wasserrad vor der Stadthalle an die Zeit des Rosenheimer "Salzrauschs".

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