Apple AppStoreGoogle Play Store

Rathaussaal

Profanbau (Lat: 48.061; Long: 12.2332)

Der kleine Rathaussaal - ein historischer Ort der besonderen Art

Der bedeutendste Raum im Wasserburger Rathaus ist zweifelsohne der kleine Rathaussaal. Dieser Raum wurde 1564 von dem ortsansässigen Kistler Sebastian Degenhart geschaffen. Die Ausmalung übernahm Wolfgang Wagner. Dargestellt werden u.a. das Jüngste Gericht, sowie das Urteil von König Salomon. An beiden Seiten des Saales erinnern Porträts an ehemalige Ratsherren in der typischen Amtstracht der Renaissance. Die Ausmalung der Fensterlaibungen verbildlichen christliche Tugenden.

In der kleinen Ratsstube mit der noch original erhaltenen Renaissance-Ausstattung fanden ab 1392 mehrmals Versammlungen des bayerischen Kreistags statt. Bei diesen Tagungen trafen sich jeweils 21 weltliche und geistige Würdenträger, um unter dem Vorsitz des Herzogs diverse Streitfragen zu klären. Oft ging es um neue Steuern, um die Beteiligung an Kriegskosten oder um Münzrechte. Diese Tagungen dauerten zwischen vier und sechs Wochen. Das letzte Zusammentreffen fand im Jahr 1793 statt. In dem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass in einem der gegenüberliegenden gotischen Räume ein Folterraum untergebracht war. Wollte man unter Umständen hier widerspenstige Teilnehmer der Runde gefügig machen? Später beherbergte dieser Raum das Stadtarchiv. Auf seiner Rechnung, die im Stadtarchiv erhalten ist, hat Wagner übrigens selbstkritisch vermerkt: "Ich hab's gemalt so gut ich konnt' hab." Selten dürften Künstler so bescheiden über ihre eigene Kunst gesprochen haben.

Der große Saal wurde vorwiegend von reichen Bürgern und Patriziern als Festsaal genutzt. Sie feierten hier ihre Feste, Hochzeiten und Jubiläen. Nicht selten dürften Eltern solche festlichen Anlässe dazu benutzt haben, für ihre Nachkommen einen standesgemäßen Ehepartner zu finden - vulgo: die Nachkommen zu verkuppeln. Das einfache Volk hat die Räume eher selten von Innen gesehen.

1874 brach im Dachstuhl des Rathauses ein Brand aus, der große Teile des Rathauses in Schutt und Asche legte. Nur die Giebelwände blieben stehen. Erst nach 1902 konnten die beiden Ratssäle mit finanzieller Unterstützung des bayerischen Königshauses wieder aufgebaut werden. Die Ausgestaltung mit dem hohen Tonnengewölbe erfolgte nach Plänen von Johann Rieperdinger. Die Ausmalung übernahm Maximilian Ritter von Mann. Er schuf für die fensterlose Stirnwand des Saales ein Monumentalgemälde, das ein sogenanntes Fest- und Liebesmal der Renaissance zeigt. Mann arbeitete nach dem Motto: "Kunst nach Kunst". Kennern der Kunstgeschichte dürften deshalb einige Bildelemente bekannt vorkommen. "Erinnert das nicht an Rembrandt, ...... ist die Figur hier nicht wie von Dürer?" Wer als Maler in der Renaissance Rang und Namen hatte, wurde kopiert. Die Vorbilder konnten sich ja nicht mehr wehren und Mann als Plagiator anzeigen.

Zur Übersichtsseite