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Pranger am Rathaus

Profanbau (Lat: 48.0611; Long: 12.2333)

Der Pranger am Rathaus - die mittelalterliche Form von "Shitstorm"

Für kleinere Straftäter, wie etwa Metzger, die ihre Würste mit Sägemehl gestreckt hatten, Bäcker, die nicht das rechte Maß fanden, Weinpanscher, Diebe, Ehebrecher und Saufgesellen, die im Rausch über die Kirche gelästert haben, gab es, wie in vielen mittelalterlichen Städten auch in Wasserburg einen Pranger. Die Verurteilten wurden hier festgekettet und öffentlich bloßgestellt. Im Gegensatz zu einer Prügelstrafe oder dem Auspeitschen wurden die Straftäter nicht körperlich gezüchtigt sondern eben an den Schandpfahl gestellt . Wobei man jedoch nicht übersehen darf: Wer einmal am Pranger gestanden hatte, für den war die Schande so groß, dass ein normales Leben in der Gemeinschaft nicht mehr möglich war. Wer einmal "unten durch" war, blieb es in der Regel ein Leben lang.

In Wasserburg befand sich der Pranger am Rathaus auf einem erhöhten Mauerabsatz. So konnten die Bürger die ausgestellten Delinquenten schon von weitem sehen. Für die Betroffenen hatte die erhöhte Position den entscheidenden Vorteil, dass sie von den Passanten nicht geschlagen oder bespuckt werden konnten. Was nicht heißen soll, dass es in Wasserburg keine Prügel für Straftäter gab. Dazu gab es ja den Marktplatz mit der Mariensäule.

Der Pranger aus dem Mittelalter ist nicht mehr erhalten. Bei dem Podest, das wir heute sehen, handelt es sich um eine originalgetreue Nachbildung aus den 1920iger Jahren. Nach langer Pause wurde 1949 in Wasserburg noch einmal eine Bürgerin namens Regina an den Pranger gestellt, weil sie ihren Wein gepantscht haben soll. Allerdings handelte es sich dabei um eine Schauspielerin, die im Rahmen der Bürgerspiele die mittelalterliche Missetäterin verkörperte.

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