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Mittertor

Profanbau (Lat: 47.8565; Long: 12.1282)

Das Mittertor - der schiefe Turm von Rosenheim

Ursprünglich verfügte die Stadtmauer von Rosenheim über sechs Stadt-Tore, durch die man in die Stadt gelangen konnte. Fünf dieser Tore fielen dem Wachstum des Ortes und der Eisenbahn zum Opfer. Bis heute erhalten ist nur das Mittertor aus dem 14. Jahrhundert. Sein heutiges Aussehen mit dem markanten Zwiebelturm bekam es nach dem Stadtbrand von 1641. Damals wurden die oberen Stockwerke aufgesetzt.

Über viele Jahrhunderte hinweg befand sich im Mittertor die Brotbank von Rosenheim. Im Gegensatz zu heute konnte man früher das Brot nicht direkt im Bäckerladen kaufen. Die Bäcker mussten vielmehr ihre Backwaren auf der Brotbank abliefern. Dort wurde das Brot auf Güte und Gewicht geprüft und anschließend an die Bürger verkauft. Daneben wurde im Mittertor der sogenannte Pflasterzoll erhoben: Jeder, der das Tor in Richtung Innenstand passierte, musste hier Zoll entrichten. Diese Regelung galt bis 1759. Erst danach verzichtete man auf diese städtische Abgabe.

Um den sumpfigen Untergrund tragfähig zu machen, hatte man beim Bau des Tores im 14. Jahrhundert Holzpfähle ins Erdreich getrieben. Durch den Ausbau der Kanalisation im 19. Jahrhundert senkte sich der Grundwasserspiegel. Die Pfähle wurden dadurch teilweise trockengelegt und schrumpften zusammen. In der Folge senkten sich die Fundamente, so dass der Turm in eine leichte Schieflage kam.

Seit 1885 beherbergt das Mittertor das Städtische Museum Rosenheim. Zu sehen ist eine der bedeutendsten regionalgeschichtlichen Sammlungen Ostbayerns mit ca. 5.000 Ausstellungsgegenständen. In der Durchfahrt befindet sich die mit unzähligen Nägeln bestückte Holzrose. Hintergrund für dieses Bildwerk war eine soziale Aktion während des Ersten Weltkrieges. Wer etwas für die Kriegsversehrten tun wollte, konnte für 50 Pfennige das Recht erwerben, einen Nagel in das Bild zu schlagen. Allem Anschein nach haben sich viele Bürger an dieser frühen Art des Crowdfundings beteiligt.



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