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Kleppermuseum

Museum (Lat: 47.8488; Long: 12.1171)

Das Kleppermuseum - Kajaks, Zelte, Regenmäntel

Aus Leinwand und Bambusbündeln bastelte 1905 der Architekturstudent Alfred Heurich ein zusammenlegbares Paddel-Boot. Vorbild waren die Kajaks der grönländischen Eskimos. Er wollte mit diesem schwimmenden Gefährt bei Hochwasser auf der Isar die 40 Kilometer von Bad Tölz nach München fahren, was ihm auch gelang. Seine Erfindung hatte den Vorteil, dass sein Boot im Gegensatz zu einem starren Holzboot leicht war und man es nach Gebrauch klein zusammenfalten konnte. Damit war es geeignet für die Mitnahme in der Eisenbahn oder dem Bus. 1907 erwarb der Rosenheimer Schneidermeister und Sportwarenfabrikant Johann Klepper das Patent. Im Dachgeschoss des alten Rathauses am Ludwigsplatz fertigte er die ersten Faltboote. Nach dem Ersten Weltkrieg begann die Erfolgsgeschichte der Klepper-Boote. Anstelle der Leinwand verwendete Klepper ab 1920 eine Bootshaut aus gummiertem Gewebe, die weitaus widerstandsfähiger war. Schon bald sah man auf vielen Seen und Flüssen die Kajaks aus Rosenheim. Viele Freizeitkapitäne machten Kajaktouren über mehrere Tage, wobei sie selbstverständlich das passende Zelt aus dem Hause Klepper mit an Bord hatten. Gegen anhaltenden Regen schützte der wasserundurchlässige Kleppermantel. Die Firma warb damals mit dem Slogan: "Fahr fröhlich in die weite Welt - mit Kleppermantel, -boot und -zelt." Dieser Regenmantel bekam übrigens im Volksmund bald den Beinamen "Gestapo-Mantel", weil die Mitarbeiter der Geheimpolizei den Regenschutz gerne bei ihren Observationen trugen. Bis 1936 hatte die Bootswerft von Rosenheim 90.000 Faltboote verkauft. Klepper war mit 3.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt. 1926 segelte Kapitän Franz Romer mit seinem Klepper-Faltboot von Lissabon aus bis in die Karibik. Sein Ziel New York hat er jedoch nie erreicht - er kam in einen Hurrikan und blieb danach verschollen. Herbert Rittlinger paddelte unter anderem durch die wilden Karpaten und die Schluchten des Euphrat und schrieb darüber spannende Abenteuer-Bücher. 1956 - 30 Jahre nach Romer - schließlich gelang es dem ArztDr. Hannes Lindemann aus Hamburg mit einem Klepper-Faltboot den Atlantik zu überqueren. Sein ausgebleichtes Boot ist heute im Deutschen Museum in München zu bestaunen.

Bei den Olympischen Spielen von 1936 wurden die Klepperboote für die sportliche Disziplin Kajak zugelassen. Mittlerweile haben Hartschalenboote aus Polyester die Faltboote weitgehend verdrängt. 2014 verließen gerade noch 302 Boote die Fabrik von Klepper. Mancher Freizeitpaddler dürfte über diese Entwicklung allerdings froh sein: Bei den neuen Booten muss er sich nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, wie er das kleinteilige Gestänge aus Holz zusammenschrauben muss, damit kein Teil übrigbleibt.



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