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Gillitzerblock

Profanbau (Lat: 47.8548; Long: 12.1255)

Der Gillitzerblock - ein Hauch von Welt in der Provinz

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Rosenheim eine Provinzstadt mit 14.000 Einwohnern, wie es viele in Deutschland gab. 1893 erwarb ein in Rosenheim unbekannter Geschäftsmann namens Gillitzer ein Grundstück südwestlich der Prinzregentenstraße. Sein Geld hatte er zuvor in München als Grundstückspekulant gemacht. Gillitzer plante auf dem Terrain den Bau eines noblen Hotels und von 14 Wohn- und Geschäftshäusern. Die Fassaden sollten im neo-barocken Gründerstil gestaltet werden, wie er damals in den großen Städten Wien und Berlin üblich war. In Rosenheim, dessen Stadtkern noch weitgehend von den typischen Innstadthäusern geprägt war, passte ein solcher Baukomplex wie die Faust aufs Auge. Trotzdem gelang es Gillitzer, die Stadtväter von seinem Projekt zu überzeugen. Schon vier Jahre nach dem Erwerb des Grundstückes war das gesamte Gelände bebaut. Kernstück war das Hotel "Deutscher Kaiser", das schon damals in allen Zimmern elektrisches Licht und fließen Wasser hatte. In einem hoteleigenen Theatersaal mit 1.000 Sitzplätzen wurden Operetten, Boulevardkomödien und Varietés aufgeführt. In dem angeschlossenen Bismarckbad konnten sich die Hotelgäste verwöhnen lassen.

Aber Rosenheim war nicht München. Es gab nicht genug zahlungskräftiges Publikum. Bald überstiegen die Kosten die Einnahmen. Gerade einmal sieben Jahre hielt der Glanz, dann wurde 1904 das Konkursverfahren gegen Gillitzer eröffnet. Schwerkrank und verarmt starb der einstige Zampano von Rosenheim kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Ab 1968 wurde das einheitliche Erscheinungsbild des Gillitzerblocks sukzessive zerstört. Zunächst ließ die Warenhauskette Karstadt das ehemalige Kaufhaus Wilhelm abreißen und an dessen Stelle einen modernen Neubau mit einer Waschbetonfassade errichten, wie sie dem damaligen Zeitgeist entsprach. 1974 wurde auch das Hotel abgerissen, das mittlerweile in einem so beklagenswerten Zustand war, dass an eine Renovierung nicht zu denken war. Man errichtete stattdessen ein Einkaufszentrum in einem Baustil, den man als "Neo-Innstadt-Stil" bezeichnen könnte. Eine Bürgerinitiative setzte sich für den Erhalt des einzigartigen Theatersaals ein. 2015 berichtete die Presse, dass sich zwei Investoren interessiert gezeigt haben, den ehemaligen Gillitzerkomplex zu einer neuen innerstädtischen Attraktion zu machen.

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