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Vohburg

Wehrbau (Lat: 48.7716; Long: 11.6165)

Burg Vohburg - kümmerliche Reste einer glorreichen Vergangenheit

Burg Vohburg galt einst als eine der größten und wichtigsten Burganlagen Altbayerns. Alte Stiche zeigen ein gewaltiges Festungswerk. Leider ist außer dem Torhaus nicht mehr viel von der ehemaligen Burganlage original erhalten. Der Burgfelsen scheint schon in der frühen Bronzezeit besiedelt gewesen zu sein. Erste Reste einer Befestigungsanlage stammen aus dem Ende des 10. Jahrhunderts. Ab 1040 sind die Grafen von Rott-Vohburg als Besitzer bezeugt.

In diesem Winkel Bayerns wurde einst europäische Geschichte geschrieben: Während Kaiser Heinrich IV. barfuß im Schnee vor dem Kloster Canossa stand, um von Papst Gregor VII. vom Kirchenbann gelöst zu werden, vereinigten sich seine Gegner. Wichtiger Berater und Anführer des Aufstandes soll Diepold III. von Vohburg gewesen sein. Die Verschwörer wählten Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig und verhängten gegen Heinrich IV. die Reichsacht. Heinrich jedoch kam zurück an die Macht und ließ beim Hoftag in Ulm die Verräter zum Tode verurteilen und hinrichten. Aus Rache ließ er die Stammburg von Diepold III. einäschern. Nach dem Wiederaufbau war die Burg im 12. Jahrhundert Zankapfel zwischen verschiedenen Familien. Kaiser Ludwig der Bayer lag im Streit mit seinem Bruder und ließ im Jahre 1316 dessen Residenz, die Vohburg, erneut zerstören. Danach verpfändete Ludwig das Grundstück an die Burggrafen von Nürnberg, die sich wieder an den Aufbau machten. Die Schweden gaben der Burganlage im Dreißigjährigen Krieg den Rest. Kurz vor der endgültigen Zerstörung fertigte Matthäus Merian noch einen Stich.

Danach wurde die Vohburg weitgehend aufgegeben. 1721 entstand lediglich das Pflegschloss als Anbau an die romanische Ringmauer. Dieser zweigeschossige Mansardendachbau diente später als Krankenhaus, Kinderkrippe und Altenheim.

Was wir heute als wuchtige Burgmauer sehen, ist eine vollständige Rekonstruktion und stammt aus dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts. Auch bei dem schlanken Bergfried handelt es sich um eine Nachbildung des ursprünglichen Turms. Sie stammt aus dem Jahr 1959. Das Haupttor, durch das man die Burganlage betritt, ist dagegen weitgehend original erhalten. Im Tordurchgang findet man übrigens die älteste erhaltene Darstellung des bayerischen Wappens. Die Bronzefigur rechts vor dem Torhaus erinnert an die Figur der Agnes Bernauer. Der Überlieferung nach soll Herzog Albrecht III. über drei Jahre in wilder Ehe mit der Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer hier auf der Vohburg gelebt haben. Albrecht hatte sich auf einem Turnier in die Bürgerliche verliebt. Für seinen Vater Herzog Ernst stand einiges auf dem Spiel. Sollte sein Sohn Albrecht eine nicht-standesgemäße Verbindung mit einer Bürgerlichen eingehen, so wären die Kinder aus dieser Beziehung keine legitimen Erben. Das Herzogtum fiele mangels Nachkommen an eine Seitenlinie. Herzog Ernst ließ die Bernauerin deshalb während eines Jagdausflugs von Albrecht festnehmen. Sie wurde in einem Kurzverfahren der Hexerei angeklagt und zum Tode verurteilt. Darauf ertränkte man sie an der Brücke in Straubing. Der Volksmund weiß zu berichten, wie sich Agnes noch schwimmend ans Ufer retten konnte, dann aber vom Henker, der ihr langes Haar um eine Stange wickeln konnte, zurück in die Tiefe gestoßen wurde und schließlich ertrank. Die grausame Tat hat zahlreiche Dichter inspiriert, darunter Friedrich Hebbel. Noch heute finden alle vier Jahre die Agnes Bernauer Festspiele hier in Vohburg statt.

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