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Stadtmauer

Wehrbau (Lat: 48.5295; Long: 11.5049)

Pfaffenhofens Stadtmauer - einst durchaus ein beeindruckendes Festungswerk

Leider sind von der einstigen Stadtmauer mit ihren 17 Türmen und den vier Stadttoren nur noch ganz wenige Zeugnisse erhalten, so etwa der Pfänder- oder Hungerturm aus der Zeit um 1400.

Die Entscheidung zum Bau des Festungswerks fiel, nachdem feindliche Heere des schwäbischen Städtebundes 1388 Pfaffenhofen in Brand gesteckt hatten und dabei weite Teile der damaligen Siedlung den Flammen zum Opfer gefallen waren. Herzog Stefan hatte den Pfaffenhofenern die Erlaubnis erteilt, einen Ziegelstadel und einen Ziegelofen zu errichten und dazu Lehm abzubauen. Außerdem durften sie im herzoglichen Sulzbacher Forst Holz für Balken und Bretter sowie Brennholz schlagen, das sie zur Befeuerung der Brennöfen dringend benötigten. Trotz der Unterstützung durch den Herzog verschlang der Bau der Mauer immense Summen.

1395 erhielten die Bürger deshalb das Recht, auf ein- und ausgehende Waren Zölle zu erheben, so dass sie mit diesen Einnahmen die Arbeiten an der Mauer finanzieren konnten. Eine weitere Einnahmequelle kam hinzu, als Pfaffenhofen 1410 das Recht zur Einrichtung einer Salzniederlage erhielt. Salz, das damals als "weißes Gold" bezeichnet wurde, war teuer. Aufgrund des Niederlags- bzw. Stapelrechts konnte die Stadt von durchziehenden Salzhändlern verlangen, dass sie ihre Salzscheiben abluden und zum Kauf anboten. Wollten sie das umgehen, so mussten sie ein sogenanntes Stapelgeld bezahlen. In jedem Fall war es günstig für die Stadt. 1419 war das Ingolstädter Tor fertig. Innerhalb von zwei Generationen hatte die Stadt den Festungswall vollendet. Als Herzog Albrecht 1437 den Pfaffenhofenern auch noch für fünf Jahre das Ungeld - eine Verbrauchssteuer auf Getränke - überließ, hatten die Bürger genügend Geld zum Ausbau und Erhalt der Gräben, Mauern und Wälle. Die vier Stadttore wurden nachts geschlossen. Vor den Toren gab es Zugbrücken, die bei Gefahr hochgezogen werden konnte n.

Sehr überzeugt von der Unüberwindlichkeit ihrer Stadtmauer scheinen die Pfaffenhofener aber nicht gewesen zu sein. Als 1504 Georg von Wisbeck und Magnus von Habsberg mit ihren Landsknechten sengend und plündernd durch die Lande streiften, einigten sich die Pfaffenhofener mit den beiden Heerführern auf die Zahlung eines Lösegeldes, damit sie die Stadt verschonen. Die Gauner nahmen das Geld, dachten aber nicht im Traum daran, weiterzuziehen. Statt dessen erstürmten sie Pfaffenhofen, plünderten die Häuser und zündeten ganze Straßenzüge an. Viele Bürger fanden dabei den Tod. Verglichen mit dem Schicksal der Einwohner von Vilshofen ging es den hiesigen Bewohnern aber noch gut. Dort sollen alle Einwohner, die älter als zehn Jahre waren, erschlagen worden sein.

Als die Waffentechnik immer stärkere Kanonen entwickelte, verlor die Befestigung im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung. Nach dem Dreißigjährigen Krieg baute man Wohnungen in die Türme und errichtete an der Innenseite der Stadtmauer kleine Häuschen. 1807 wurde auf königlichen Befehl die Stadtmauer bis auf zwei Meter Höhe abgetragen. Die Stadtgräben wurden aufgefüllt und in Hausgärten umgewandelt. Im gleichen Jahr ließ die Stadt die vier Stadttore meistbietend versteigern. Die Käufer des Ingolstädter und des Münchner Tors mussten ihre Neuerwerbung gleich abbrechen, da sie einsturzgefährdet waren. Das Türltor und das Scheyerer Tor überlebten noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Einer der letzten drei Zeugen der einst stolzen Stadtbefestigung ist der Pfänderturm. Er markierte die nordöstliche Ecke der Mauer und diente bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts als Arrestzelle für Bürger, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten. Der Stadtturm am Platzl, der im Volksmund auch Flaschlturm genannt wird, war im 17. und 18. Jahrhundert im Besitz hoher kurfürstlicher Beamter.

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