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Richtstaette

Ereignis (Lat: 48.5265; Long: 11.5133)

Abgetrennte Köpfe in der Nähe des Bahnhofs

Nein, es handelt sich hier nicht um eine Schlagzeile über ein fürchterliches Bahnunglück. Aber die wenigsten Pendler, die morgens auf dem Bahnsteig des Pfaffenhofener Bahnhofs auf ihren Zug warten, dürften wissen, dass sie sich in unmittelbarer Nähe der einstigen Richtstätte befinden. Nur wenige Meter von dem allmorgendlichen Gedränge entfernt, lag die Köpfstatt - jener Ort also, auf dem die zum Tode verurteilten "Malefize" hingerichtet wurden. Todeswürdige Verbrechen waren Diebstahl, Nötigung und Totschlag. Aber auch auf Delikte des Aberglaubens, der Hexerei, der Zauberei und anderer sträflicher Teufelsdienste stand in Bayern bis 1813 die Todesstrafe.

Je nach Straftat gab es unterschiedliche Arten der Hinrichtung. Zur Auswahl standen: Hängen, Köpfen, Verbrennen, Rädern oder Vierteilen. Das Ertränken vor allem bei Frauen war in Pfaffenhofen weniger üblich. Die wohl grausamste Methode, einen Delinquenten vom Leben in den Tod zu befördern dürfte das Rädern gewesen sein. Dabei wurden dem Verurteilten vom Henker die Arme und Beine mittels eines Wagenrades zertrümmert. Mit einem Gnadenstoß ins Genick oder in die Herzgegend setzte der Henker dem Leiden ein Ende. Danach wurde der tote Körper durch die Speichen geflochten und das Rad auf eine Stange gesteckt, so dass es weithin sichtbar war. An Grausamkeit vergleichbar war das Vierteilen. Dabei wurden Arme und Beine des Verurteilten an vier starke Rösser angekettet und die Pferde solange angetrieben, bis der Mörder auseinandergerissen war. Um welche Art der Hinrichtung es auch immer ging, für die Pfaffenhofener Bevölkerung war ein solches Spektakel auch immer eine willkommene Abwechslung.

1720 wurde auf der Köpfstatt ein Bauer aus Wolnhofen hingerichtet. Er soll hintereinander sieben seiner Ehefrauen im Kindbett eine giftige Suppe verabreicht haben, worauf sie verstorben waren. Besonders abscheulich jedoch war, dass er einem seiner eigenen Kinder mit dem Hammer eine Nadel in den Kopf getrieben haben soll. Eigentlich - so ein Zeitgenosse - wäre für diese Missetat das Vierteilen die gerechte Strafe gewesen. Mir der Enthauptung eines Mordbrenners 1811 endete die Zeit der Hinrichtungen auf der Köpfstatt. Von nun an wurden Hinrichtungen nach München verlegt und fanden dazuhin ab 1854 hinter verschlossenen Türen statt. Dank der französischen Revolution gab es inzwischen die Guillotine. Und so kam es, dass das öffentliche Leben in Pfaffenhofen um eine Attraktion ärmer war.

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