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Badestuben

Profanbau (Lat: 48.5287; Long: 11.5066)

Badestuben - nicht nur der Reinlichkeit wegen

Badestuben spielten im mittelalterlichen Alltag von Pfaffenhofen eine große Rolle. Das Innere Bad wurde bereits 1428 urkundlich erwähnt. Es befand sich innerhalb der Stadtmauer am Platzl bei der Hausnummer 10. Aus späterer Zeit stammt das Äußere Bad. Oft gingen Männlein und Weiblein, Kinder und Kegel samt Hausgesinde geschlossen zum Badehaus, wo sie oft ganze Tage verbrachten. Man saß gemeinsam in einem der Zuber, unterhielt sich, aß und trank und ließ sich von den Bediensteten verwöhnen. Die Badestuben waren gewissermaßen ein Vorgänger unserer heutigen Wellness-Oasen. Da die wenigsten Häuser über einen eigenen Brunnen oder einen sonstigen Zugang zu Frischwasser verfügten, war ein Besuch in einem der Badehäuser für die Hygiene einer mittelalterlichen Stadt unerlässlich.

Die Bäder waren Eigentum der Stadt Pfaffenhofen und jedes Bad wurde von einem Bader bzw. einem Baderknecht bewirtschaftet. Diese waren mit einfacheren Heilkünsten vertraut, etwa Schröpfen und Aderlass. Vereinzelt haben sie sich auch chirurgisch betätigt oder Zähne gezogen. Ob in den Badehäusern in Pfaffenhofen auch Liebesdienste angeboten wurden, wie andernorts, ist nicht geklärt. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges kam es unter begüterten Pfaffenhofener Bürgern in Mode, sich ein eigenes Padtstibl - hochdeutsch: Badestube - einzurichten. Oft befand sich diese Einrichtung in der Wohnstube zwischen Ofen und Wand, der sogenannten Höll - weshalb sie im Volksmund auch Höll-Bäder genannt wurden. In der Folge ging der Besuch der öffentlichen Badehäuser zurück, so dass diese langsam verfielen. 1620 befand der Rat der Stadt, dass von diesen Höll-Bädern ungesunde Dämpfe ausgingen - abgesehen davon, dass durch die dauernde Feuchtigkeit die Gebäude vermoderten und verfaulten - und ordnete an, dass die Hauseigentümer diese Bäder herauszureißen haben. Den Niedergang der öffentlichen Badestuben konnte diese Anordnung aber nicht aufhalten. Aus den Badestuben wurden Badergeschäfte, eine Mischung aus Arztpraxis und Friseursalon, denn wie gesagt, die Barber verstanden sich auch als Wundärzte und Chirurgen. Man kann sich vorstellen, wie septisch es bei den Operationen zuging: Am Boden noch die abgeschnittenen Haaren, Pomade und Duftwässerchen auf der Anrichte. Nicht immer reichte diese Tätigkeit für den Lebensunterhalt aus. Deshalb erteilte der Magistrat 1836 dem Chirurgen Ignaz Thomaso die Erlaubnis zur Herstellung von Makronennudeln.

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