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Stadtbrand

Ereignis (Lat: 48.5758; Long: 13.4617)

Passau brennt

"Feurio" - wenn dieser Ruf durch die mittelalterlichen Gassen gellte, dann wusste jeder: Es gesteht höchste Gefahr für Hab und Gut. Stadtbrände waren im Mittelalter gefürchtet. In fast jedem Haus kochte man auf offenem Feuer. Viele Handwerker, wie Schmiede, Bäcker, Seifensieder, Fassbinder waren auf Feuer angewiesen. Eine kleine Unaufmerksamkeit genügte und in kürzester Zeit standen ganze Straßenzüge in Flammen. Ähnlich muss es am 27. April 1662 auch in Passau gewesen sein. So viel man weiß, ging das Feuer vom Johannes-Spital am Rindermarkt aus. In dem Zusammenhang wird von einer alten Frau berichtet, die um Aufnahme ins Spital gebeten hatte, dabei aber abgewiesen wurde. Da sich das Feuer unmittelbar danach ausbreitete, vermutete man, dass die Alte das Feuer aus Wut gelegt hat. Gesichert ist es aber nicht.

Auf jeden Fall breitete es sich mit rasender Geschwindigkeit in den engen mittelalterlichen Gassen mit den holzgedeckten Häusern aus. Trotz verzweifelter Löschversuche mit Eimern und Kübeln konnten die Bürger die Stadt nicht retten. Mindestens 200 Menschen sollen ums Leben gekommen sein. Die meisten Gebäude der Altstadt waren beschädigt. Doch in vielen Häusern blieben die steinernen Innenmauern erhalten und so finden sich bis heute in den Wohnräumen Türstöcke und Bögen aus dem Mittelalter.

Vom Dom blieb nur der gotische Chor erhalten, der Rest wurde weitgehend ein Opfer der Flammen. Bei dem Steinkopf, der als "Passauer Tölpel" bekannt ist, soll es sich um die Reste einer Figur des ursprünglichen Doms handeln.

Schon bald begann der Wiederaufbau unter dem tatkräftigen Wenzeslaus Graf von Thun. Er holte Künstler aus Oberitalien nach Passau, die der Stadt jenes typisch italienisch barocke Gepräge gaben. Nur eine Generation später brach am 29. Juli 1680 erneut ein Stadtbrand aus, dessen Ausmaß glücklicherweise geringer ausfiel. Die Fürstenresidenz und die schon weitgehend wieder aufgebaute Dom-Stifts-Kirche wurden erneut beschädigt.

So zynisch es klingen mag: Für Passau waren die Stadtbrände die große Chance für einen Neubeginn. Ohne diese Katastrophen würde es die vielen barocken Gebäude heute nicht geben.

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