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Sankt Salvator

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Sankt Salvator - warum eine Synagoge einer Kirche Platz machen musste

An Stelle der heutigen katholischen Kirche St. Salvator stand einst die Synagoge der Ilzstädter Juden. 1477 verbreitete sich das Gerücht, Mitglieder der ansässigen jüdischen Gemeinde hätten eine geweihte Hostie geschändet, indem sie sie mit dem Dolch aufgespießt hätten, worauf Blut ausgetreten sei.

Der Vorwurf der Hostienschändung wurde zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert im christlichen Abendland vielerorts erhoben. Meist richtete sich die Anklage gegen jüdische Mitbürger, die man auf diese Weise los werden wollte. Der Ausgang des Gerichts-Verfahrens stand bereits zu Anfang fest. Geständnisse wurden in der Regel mittels der peinlichen Befragung erpresst und meist endeten die Beschuldigten auf dem Scheiterhaufen. Im Fall des angeblichen Hostienfrevels in der Ilzstadt wurden zehn Mitbürger hingerichtet. Der Rest der jüdischen Gemeinde musste sich taufen lassen oder wurde vertrieben.

Die Synagoge ließ man abreißen. Bereits zwei Jahre nach dem Vorfall begann man auf dem Gelände mit der Errichtung eines katholischen Gotteshauses. Als Reliquie wählte man bezeichnenderweise das Tat-Messer, das bei der angeblichen Schändung benutzt worden sein soll. Im Zuge der Säkularisierung wurde 1803 das Stift aufgelöst. Den Kirchenbau verkaufte die katholische Kirche 1811 an einen Bürgerlichen, der ihn in ein Wohnhaus umbaute. Dabei ging die sakrale Einrichtung weitgehend verloren. 1842 erwarb die katholische Kirche den Bau zurück. Es folgte ein umfassender Umbau ganz im Stil der damals vorherrschenden Neogotik. Nach der Weihe 1861 übernahmen die Englischen Fräulein die Kirche. Seit der umfassenden Renovierung der Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg dient der Kirchenbau seit 2002 als Konzertsaal. Er wird wegen seiner Akustik sehr geschätzt. Der Saal ist nur für Konzert- und Ausstellungsbesucher geöffnet.

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