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St. Salvator

Sakralbau (Lat: 48.848; Long: 10.4878)

St. Salvator - Keimzelle der Reformation in Nördlingen

Wie vielerorts in Bayern, stand auch bei St. Salvator ein Hostienwunder am Anfang der Kirchengründung. Die Überlieferung berichtet, dass einst während der Austeilung der Hostien an Kranke plötzlich der Boden unter den Versammelten einbrach. Der Priester, alle Gläubigen und natürlich die geweihten Hostien stürzten in den Keller. Beim Aufräumen der Bescherung fand man die Hostien wieder - nur: es fehlte eine. Um zu vermeiden, dass diese fehlende Hostie beim Wiederaufbau "entwürdigt " würde und sich damit ein Fluch auf den Ort legt, brannte man kurz entschlossen das gesamte Gebäude ab. Zum Erstaunen fand man zwischen den rauchenden Trümmern die verlorengegangene Hostie. Sie wies keinerlei Brandspuren auf. Die Botschaft war klar: Der Herrgott hatte diese Ort auserkoren und wollte offensichtlich, dass hier eine Wallfahrtskirche errichtet wird. Und weil ein Wallfahrtsort auch immer eine einträgliche Geldquelle darstellte, stellten sich die Gläubigen nicht lange quer, sondern ergriffen die Gelegenheit am Schopf. Diese Geschichte wird sehr schön durch die Wandbilder im Chor illustriert.

Dass ausgerechnet St. Salvator Ausgangspunkt der Reformation in Nördlingen gewesen ist, mag verwundern. Aber tatsächlich hat in der damals zu dem Karmeliterkloster gehörenden Kirche bereits wenige Monate nach dem Thesenanschlag Luthers in Wittenberg der Mönch Martin Monninger erstmals das neue Evangelium gepredigt. Zwar musste er das Kloster daraufhin verlassen. Dafür übernahm Prior Caspar Kantz die neue Glaubensauffassung. Nachdem Nördlingen protestantisch geworden war, gaben die Mönche das Kloster 1562 auf. Fortan nutzte die evangelischen Gemeinde die Kirche als Gotteshaus, ließ aber die Einrichtung weitgehend unverändert.

Während der napoleonischen Kriege diente die Kirche als Lazarett und Magazin. Dabei gingen bedeutende Kunstschätze verloren. Nachdem Nördlingen dem katholischen Bayern zugeschlagen worden war, kamen wieder Katholiken in die Stadt. 1825 wurde St. Salvator katholische Pfarrkirche.

Der Torbogen über dem westlichen Eingang mit der Darstellung des jüngsten Gerichts zeigt eindrucksvoll, welche Ängste und Hoffnungen die Menschen im ausgehenden Mittelalter hatten. Viele Leute konnten damals nicht lesen und waren auf bildhafte Darstellungen der Bibelgeschichten angewiesen. Betritt man das Kirchenschiff, so fällt einem zunächst die Eleganz der Säulen auf. Darüber die fast schmucklose naturbelassene Holzdecke. Hier wirkt nichts überladen.

Der spätgotische Flügelaltar im Chor war übrigens zunächst für die Kirche St. Michael in Fürth vorgesehen. Ein Nürnberger Kunsthändler verkaufte ihn 1827 an die Katholische Gemeinde von St. Salvator, die damit ihre aus der Zeit der Franzosenkriege kahl hinterlassene Kirche deutlich verschönern konnten.

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