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Hexenfelsen

Geschichte (Lat: 48.8427; Long: 10.4898)

Der Nördlinger Hexenberg

Hier an diesem Ort loderten vor rund vierhundert Jahren weithin sichtbar die Scheiterhaufen, auf denen nicht weniger als 34 und ein Mann als "Hexen" angeklagte Frauen bei lebendigem Leibe verbrannt wurden.

Im Rahmen der "kleinen Eiszeit" um 1560 war es zunehmend zu Missernten und unerklärlichen Wetterphänomenen gekommen, die sich die abergläubischen Menschen des ausgehenden Mittelalters nur als "Teufelswerk" erklären konnten. Auch hinter Krankheiten, wie etwa dem sogenannten Veitstanz, vermuteten die Leute übernatürliche Ursachen und Hexerei. Man suchte nach Sündenböcken und bezichtigte meist unschuldige Frauen, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Nicht selten standen Neid und Missgunst der Nachbarn dahinter, wenn Frauen als Hexen angezeigt wurden. Selbst Töchter beschuldigten ihre Mütter. Die angeblichen Geständnisse wurden meist mittels der "peinlichen Befragung" - zu deutsch: Folter - erpresst. Nicht nur Frauen aus dem einfachen Stand wurden als Hexen denunziert. Es traf durchaus auch Personen aus angesehenen Familien.

In Nördlingen kam es zwischen 1589 und 1598 zu mehreren Prozesswellen. Vor allem der Bürgermeister der Stadt Johannes Pferinger galt als erklärter Hexenverfolger. Briefe, die Rebecca Lemp, die Frau des Zahlmeisters Peter Lemp, während ihrer dreimonatigen Haftzeit schrieb, geben ein erschütterndes Zeugnis über die Foltern und Demütigungen, die diese Frauen erdulden mussten.

Bekannt wurde die Frau des Kronenwirts am Weinmarkt: Maria Holl. Nachdem sie auch nach 62 peinlichen Befragungen kein unwiderrufenes Geständnis abgelegt hatte, sah sich der Rat der Stadt gezwungen, sie freizugelassen. Vorher musste sie jedoch unterschreiben, ihr Haus ohne vorherige Einwilligung des Rats nicht mehr zu verlassen und nicht rechtlich gegen ihre Verfolger vorzugehen. Neun Jahre nach dem Entzünden der ersten Scheiterhaufen war der Spuk in Nördlingen wieder verschwunden. Andernorts loderten noch 30-40 Jahre später die Flammen auf den Scheiterhaufen.

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