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Gerberviertel

Profanbau (Lat: 48.8538; Long: 10.4877)

Das Gerberviertel - ein Stadtteil, der zum Himmel stank

Um 1500 gab es in der Stadt nicht weniger als 85 Gerbereien und das bei einer Bevölkerung von 5200 Einwohnern. Noch heute besitzt Nördlingen ein weitgehend intaktes Gerberviertel aus dem Mittelalter, auch wenn hier nicht mehr gegerbt wird. Der letzte Gerber - er wohnte im Haus Nr. 39 - hat 1961 aufgegeben.

Vor der Erfindung von Kunstfasern und modernen Geweben war Leder einer der wichtigsten Rohstoffe - ob feste Stiefel, ein prächtiges Lederwams, eine robuste Hose oder ein derber Sattel - zu allem benötigte man Leder. Deshalb unterhielten die meisten Städte ein eigenes Gerberviertel - meist etwas abseits vom Zentrum am Stadtrand, denn die Geruchsbelästigung beim Gerben war unerträglich. Der Umgang mit der faulenden Haut und den giftigen Chemikalien setzte extremen Gestank frei - abgesehen, davon, dass das Gerberhandwerk extrem gesundheitsschädlich war.

Ihren Ausgangsstoff - abgezogene Tierhäute und Felle mitsamt Haaren und Fleischresten - kauften die Gerber von den Metzgern. Die Häute mussten mehrfach gespült werden, bevor sie in die Gerbgrube kamen. In einer solchen Grube oder einem entsprechenden Bottich befand sich die mit Lohe versetzte Gerbflüssigkeit. Lohe war ein aggressiver Brei aus Eichen- und Fichtenrinde, der die verbleibenden Fleischreste vollends wegätzte. Rot-Gerber - auch Lohgerber - genannt, gehörten zu den unreinen Handwerkern. Sie waren gesellschaftlich wenig anerkannt.

Schon besser erging es den Weißgerbern. Sie bearbeiteten feineres Leder mithilfe von Alaun und Kochsalz. Ihr Produkt, das Weißleder, wurde für Handschuhe, Taschen und prachtvolle Kleidung verwendet.

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