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Der Daniel

Sakralbau (Lat: 48.8506; Long: 10.4883)

Der Daniel - weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt Nördlingen

Wahrzeichen der Stadt ist der 90 Meter hohe Kirchturm. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird er im Volkmund der "Daniel" genannt. Es ist selten, dass ein Kirchturm einen eigenen Namen bekommt - schon gleich einen männlichen Vornamen. Anderswo würde man sagen: Der Kirchturm von Sankt Georg. Man nimmt an, dass der Name auf eine Bibelstelle in Daniel 2, Vers 48 zurückgeht, wo es heißt: "Und der König erhöhte Daniel (...) und machte ihn zum Fürsten über die ganze Landschaft...".

1454 wurde mit seinem Bau begonnen. Zwei Generationen später war er fertig. Allerdings war inzwischen das Geld ausgegangen und so erhielt der Turm 1490 nur ein provisorisches Dach. Erst als 1537 ein Blitz in den Turm eingeschlagen war , rafften sich die Nördlinger auf und verpassten ihrem Kirchturm das heutige Dach. Wie in damaligen Zeiten üblich, diente der Turm nicht nur als Glockenturm, sondern beherbergte in seiner Turmstube auch zwei Wächter. Von hier hatten sie einen hervorragenden Blick über die Stadt und das Vorgelände. Es ging aber weniger um das Genießen der schönen Aussicht, als vielmehr darum, Gefahren möglichst früh zu erkennen. Sollten Feinde auf die Stadt zurücken, so sah man sie schon in der Ferne. Von hier oben bemerkte man am schnellsten, wenn ein Feuer bei einem Schmied außer Kontrolle geriet oder eine vergessene Kerze ein Bettlaken entzündete. Schnell konnte sich in den engen Gassen ein Großbrand ausbreiten. Nördlingen hatte das schon einmal erlebt, als die Stadt 1238 in Schutt und Asche versank. Im Turm befand sich sozusagen die Leitstelle der Wächter. Von hier erging halbstündlich der Kontrollruf: "So, G'sell, so!". Die Wachen an den Stadttoren und auf der Stadtmauer mussten den Ruf erwidern und so konnten die Turmwächter prüfen, ob alle Wachen auf ihren Posten waren.

Mit der Wortwahl des Kontrollrufes hat es seine besondere Bewandnis: O-Laute sind im Gegensatz zu anderen Vokalen ziemlich weit zu hören. Auch heute noch ruft der Türmer in der Zeit zwischen 22.00 bis 24.00 Uhr jede halbe Stunde seinen Wächterruf vom Turm. "So, G'sell, so!" Allerdings ist nicht mehr zu befürchten, dass plötzlich gegnerische Truppen oder Plünderer vor den Mauern auftauchen, wie dies im Mittelalter oft der Fall war.

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