Apple AppStoreGoogle Play Store

Belagerung im Dreißigjährigen Krieg

Geschichte (Lat: 48.8519; Long: 10.4942)

Nördlingen - Die Belagerung im Dreißigjährigen Krieg

Obwohl protestantisch, hatte sich die freie Reichsstadt Nördlingen lange aus den Religionsstreitigkeiten herausgehalten. Als aber 1632 ein protestantisches Heer vor den Mauern der Stadt auftauchte, zog es der Rat der Stadt vor, sich unter den Schutz des Schwedenkönigs Gustav Adolf zu stellen.

Nach dem Tod von Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen begannen die kaiserlich-katholischen Truppen unter Ferdinand von Österreich 1634 mit der Rückeroberung der besetzten Gebiete. Als erstes belagerten sie Regensburg, das sich am 26. Juli 1634 ergeben musste. Danach zogen die Kaiserlichen weiter in Richtung auf das evangelische Württemberg. Auf ihrem Weg lag Nördlingen.

Mitte August erreichten die katholischen Heere die Stadt im Ries. Dort wartete man indes verzweifelt auf Verstärkung durch die verbündeten Schweden, die damals noch bei Günzburg lagen. Kaum angekommen, verwandelten sich die kaiserlichen Truppen in wahre Maulwürfe. Im Schutz der Nacht hoben sie Laufgräben und Schanzen für Geschützstellungen aus. Sie gruben den Nördlingern im wahrsten Sinne des Worts das Wasser ab, indem sie den Fluss Eger stauten. Hätten die Belagerer die Stadt mit Brandgeschossen angegriffen, so wäre den Verteidigern das Löschwasser ausgegangen. Außerdem liefen die Kornmühlen nicht ohne Wasserkraft und ohne Mühlen kein Brot.

Erste Kanonkugeln schlugen am 18. August 1634 in der Stadt ein, richteten aber noch keinen größeren Schaden an.

Bei einem Sturmversuch der kaiserlichen Regimenter schafften es einige bayerische Soldaten, sich im Turm des Deininger Tors zu verschanzen und von dort oben in die Stadt zu schießen. Den Verteidigern blieb nur noch die Möglichkeit, den Turm anzuzünden und die Angreifer regelrecht zu rösten.

Inzwischen hatten kroatische Späher der kaiserlichen Armee die über Aalen bis nach Bopfingen heranrückenden Schweden ausgemacht. Um ihnen den Weg abzuschneiden, verlegte Ferdinand daraufhin seine Truppen ins Gelände südwestlich von Nördlingen. Am Morgen des 6. September standen sich auf dem Albuch die fast unfassbare Zahl von 25.000 schwedischen und ca. 35.000 kaiserlichen Soldaten gegenüber. Die Schlacht tobte bis zum späten Nachmittag. Am Ende sollen auf schwedischer Seite 8-10.000 Soldaten ihr Leben verloren haben. Die Verluste der Kaiserlichen wurden auf 3.500 geschätzt. Die Vorherrschaft der Protestanten in Süddeutschland war gebrochen.

Während auf dem Albuch noch die Schlacht tobte, unternahmen die Verteidiger der Stadt einen Ausfall. Es gelang ihnen, die Eger wieder in die Stadt zu leiten und dringend benötigte Nahrungsmittel zu erbeuten. Offensichtlich waren sich die Nördlinger des Sieges ihrer Sache schon so sicher, dass sie sogar einen Dankgottesdienst feierten. Zu früh - wie sich zeigen sollte. Mit der Niederlage des protestantischen Heers war der Widerstand der Belagerten gebrochen.

Die Stadt hatte dabei noch Glück im Unglück: Zwar kam es vereinzelt zu Plünderungen und Misshandlungen, aber ein Massaker, wie in Magdeburg, blieb aus. Die Sieger verlangten für ihre Milde jedoch hohe Tributzahlungen. Hunger und Seuchen folgten. Die Einwohnerzahl von Nördlingen ging von 8.870 in den Jahren um 1600 auf knapp die Hälfte zurück (1662). Die Totengräber kamen mit dem Bestatten der Toten nicht mehr nach.

Hatten womöglich die Störche im Ries das Unglück kommen sehen? Auf jeden Fall hat der Chronist Kießling berichtet, dass "Drey Wochen und etlich Tag vor Laurenti die Storchen die Statt Nörling quittiert und sein hinweg geflogen, welches man für ein bös Zeichen gehalten."

Zur Übersichtsseite