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Simplizisimus

48.151698 (Lat: 48.1517; Long: 11.5843)

Der Name sagt es schon: Simplicissimus – der Einfältigste. Der junge Verleger Albert Langen hat bei der Namensgebung seiner satirischen Wochenzeitschrift vermutlich an den Roman des Barockdichters Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen gedacht und den Leitspruch seiner Hauptfigur: „Es hat mir so wollen behagen, mit Lachen die Wahrheit zu sagen.“

Der Zeitschrift war buchstäblich nichts heilig. Sie griff die bürgerliche Moral, die Kirchen, Beamte und das Militär an. Wegen ihrer politischen Respektlosigkeit standen Verleger Langen und seine Mitarbeiter immer wieder vor Gericht.

Jedoch: je mehr Skandale es gab, um so besser lief der „Simplizissimus“ - der Mut zur Satire zahlte sich für den Verlag bestens aus.

Die zähnefletschende von der Kette gerissene rote Bulldogge wurde zum unverkennbaren Markenzeichen des Simplicissimus.

Geradezu revolutionär war es, als 1906 die leitenden Mitarbeiter eine Beteiligung am ertragreichen »Simplicissimus« durchsetzten, der damals die stolze Auflage von bis zu 100 000 Exemplaren erreichte. Verleger Langen starb bereits 1909 an einer verschleppten Mittelohrentzündung, die er sich beim Fahren im offenen Cabriot zugezogen hatte. Ludwig Thoma, Olaf Gulbransson und andere führten das Unternehmen fort.

Wie seinerzeit viele Intellektuelle und Künstler schwenkte die Zeitschrift beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf einen streng-patriotischen Kurs ein.

Unter der NS-Zensur verlor der ehemals so aggressive »Simplicissimus« vollends seinen Biss gegenüber der Obrigkeit. Der Karikaturist Thomas Theodor Heine und der leitende Redakteur Franz Schoenberner emigrierten gleich nach der »Machtergreifung«; die Redaktion wurde gleichgeschaltet und im nationalsozialistischen Sinn umbesetzt.

Im September 1944 erschien der Simplizissimus zum letzten Mal – er wurde fast 50 Jahre alt. Aber am Schluss war die rote Bulldogge zum zahnlosen Schoßhündchen verkommen.

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