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Sendlinger Mordweihnacht

Schauplatz (Lat: 48.1217; Long: 11.5415)

Das bayerische Nationaldrama

Wie immer, waren die einfachen Leute an dem ganzen Schlamassel unschuldig.

Kurz zur Vorgeschichte. Der spanische König Karl II. war kinderlos gestorben. Kaiser Leopold I. von Österreich und Ludwig der XIV. von Frankreich erhoben gleichzeitig Thronansprüche. Frankreich stand zunächst isoliert einem internationalen Bündnis gegenüber - da wechselte der bayerische Kurfürst Max Emanuel überraschend zu den Franzosen. Persönliche Freundschaften – etwa zu Prinz Eugen, mit dem er die Türken vertrieben hatte – zählten nun nichts mehr.

1704 kam es zur Schlacht bei Höchstädt, die die Franzosen und ihr bayerischer Alliierter verloren. Ludwig XIV. konnte die Niederlage verschmerzen – für Bayern bedeutete es das militärische Aus. Max Emanuel wurde mit der Reichsacht belegt und musste ins Exil nach Brüssel.

1705 verstarb Kaiser Leopold I., der den Bayern trotz des Verrats ihres Landesherrn noch einigermaßen gewogen war. Sein Nachfolger Joseph I. sah die Sache anders und ließ München besetzen.

Die Hauptstadt besetzt, das Land verwüstet, der Kurfürst vertrieben, feindliche Soldaten, die die Speicher der Bauern plünderten und die die Handwerker- und Bauernsöhne zum Dienst in der österreichischen Armee zwangen. Dazu unerträglich hohe Steuern.

In dieser Notlage rotteten sich Bauern und Handwerker zusammen und erhoben sich gegen die Österreicher.

Die Kämpfe flammten an verschiedenen Orten in Bayern auf und zogen sich über Wochen hin. Über Schäftlarn zogen Aufständische aus dem Oberland gen München. Deren Aktion scheiterte jedoch in der Weihnachtsnacht 1705 bei dem Gemetzel an der Kirche von Sendling vor den Toren Münchens.

Obwohl sich die Aufständischen bereits ergeben hatten, schossen die Österreicher weiter auf alles, was sich noch bewegte. Die feindliche Kavallerie richtete ein regelrechtes Blutbad bei den Gegnern an. Über tausend Tote verzeichneten die Aufständischen, nur ganz wenige überlebten.

Herausragender Held war der Sage nach der Schmied von Kochel. Ob es den Schmied tatsächlich gegeben hat, sei dahingestellt. Auf zahlreichen Gemälden sieht man ihn als kräftigen Hünen mit nackter Brust und wallendem Bart. Unbezwingbar, bis ihn der Feind feige von hinten erschießt, hält er auf dem Schlachtfeld als Letzter die bayerische Flagge hoch. "Lieber bairisch sterben, als kaiserlich verderben".

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