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Schwabinger Bohème Kaulbachstraße

Schauplatz (Lat: 48.1547; Long: 11.5855)

Das Enfant terrible der Münchner Bohème – Franziska Gräfin von Reventlow kurz „Fanny“. Ihr Lebensstil war ein Affront für die bürgerliche Gesellschaft: Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann verweigerte sie jegliche bürgerliche Konventionen und lebte zeitweise in einer „ménage à trois. Sie wollte keinem einzelnen Mann mehr gehören. Fanny scheute sich nicht, ihren Lebensunterhalt als Sekretärin, Aushilfsköchin, Versicherungsvertreterin, Messehostesse und auch gelegentlich als Prostituierte zu verdienen. Daneben stand ihr Versuch, das bescheidene Einkommen durch Schriftstellerei aufzubessern. Wie in der Bohème üblich, fand sie nichts dabei, ihre Einkünfte durch Schnorrerei und Spenden ihrer männlichen Liebhaber zu steigern.

Die in Husum geborene Franziska Gräfin zu Reventlow lebte von 1903 bis 1906 in der Kaulbachstrasse 63, zusammen mit ihrem Sohn Rolf, mit dem Künstler Bogdan von Suchocki und dem Schriftsteller Franz Hessel.

Man sagt, dass »halb Schwabing« seinerzeit in der Kaulbachstraße lebte. So die Schriftstellerinnen Ricarda Huch und Ruth Schaumann, die Puppenmacherin Lotte Pritzel und eben die „Gräfin von Schwabing“ Fanny Gräfin von Reventlow. Bei Suchocki lernte sie die Glasmalerei. Von ihr stammt der Name »Wahnmoching« für Schwabing.

Die schillernde Gräfin unterhielt zahlreiche Liebschaften, vor allem im Kreis der »Kosmiker« um Stefan George, den sie ironisch „Weihenstefan“ nannte. Die Wohngemeinschaft zerbrach 1906. Danach fand »Fanny« keinen Halt mehr in München. Sie übersiedelte 1910 nach Ascona in der Schweiz. Dort ging sie eine Scheinehe mit einem Baron ein, dessen Erbe von einer standesgemäßen Heirat abhing. Franziska Gräfin von Reventlow starb 1918 siebenundvierzigjährig in Locarno an den Folgen eines Fahrradsturzes.

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