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Osteria Bavaria

Schauplatz (Lat: 48.1514; Long: 11.5721)

Osteria Bavaria - Hitlers Stammtisch

Ironie der Geschichte – ausgerechnet die Nazigrößen, die so viel Wert auf ihr arisches Wesen legten, hatten ein Lokal der verweichlichten Welschen zu ihrer Wohnstube gemacht.

1890 als Osteria Bavaria gegründet, war das Lokal in der Schellingstraße 62 eines der ersten Restaurants in München, das sich auf italienische Küche spezialisiert hatte. Die Universität und die Kunstakademie waren nicht weit. Von Anfang an verkehrten Professoren und Intellektuelle hier. Oskar Maria Graf traf sich hier regelmäßig mit Redakteuren des Simplicissimus.

Ende der 20iger Jahre des letzten Jahrhunderts tauchte immer häufiger ein verkappter Maler in der Osteria auf, der mittlerweile aber politische Ziele verfolgte: Adolf Hitler. Es dürfte Graf und seinen Kollegen gar nicht recht gewesen sein, dass sich diese Radaubrüder in „ihrem“ Lokal trafen.

Von Graf wissen wir auch, dass Adolf Hitler und seine Gefolgsleute den übrigen Gästen zum Teil recht unangenehm auffielen, wenn sie sich zu ihrem Stammtisch versammelten. Die Worte, die Graf wählte, sagen alles. So sprach er von dem „bezwickerten kleinäugigen Himmler” und dem „studentisch zerhackten fettroten Mopsgesicht Röhms”.

Das Lokal lag günstig zu der Arbeitsstelle von Hitlers Geliebter Eva Braun, die wenige Häuserblocks entfernt im Studio des Fotografen Hoffmann arbeitete.

Auch nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 blieb die Osteria beliebter Versammlungsort der Nazis. Nach der Reichkristallnacht am 9. November 1938 informierte Goebbels hier seinen „Führer“ über die Vorkommnisse der Nacht.

Auf die Rückseite der Speisekarte der Osteria hat Hitler erste Entwürfe für das neue Haus der Deutschen Kunst gekritzelt. Mit dem Ende des tausendjährigen Reichs, war auch der Spuk in der Osteria Bavaria vorbei.

Die Inneneinrichtung der Osteria ist seit ihrer Eröffnung vor nunmehr 125 Jahren unverändert erhalten – geändert hat sich nur der Name. Anstatt Osteria Bavaria nennt sich das Lokal: Osteria Italiana. Die wenigsten der heutigen Gäste wissen um die Geschichte. Vielleicht ist das gut so – sonst wäre das Restaurant ggf. Wallfahrtsort für ewig Gestrige.

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