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Neues Rathaus

Profanbau (Lat: 48.1376; Long: 11.5755)

Ein Märchenschloss für den Bürgermeister

Wer glaubt, dass ihn das neue Rathaus von München arg an das Stadhuis in Brüssel erinnert, liegt damit nicht falsch. Insbesondere der hohe Rathausturm gleicht ziemlich stark dem spätgotischen Belfried am Grote Markt in der belgischen Hauptstadt. Die Erklärung ist einfach – das Stadhuis war Vorbild für die Münchener Planer.

Während das Stadhuis tatsächlich im Mittelalter entstanden ist, ist das bei der Münchner Version nicht der Fall. Der Bau wurde erst Ende des 19. Jahrhundert begonnen und 1907 abgeschlossen. Der Stil war Ausdruck des Zeitgeists: Man sehnte sich nach der bürgerlichen Hochblüte der Gotik, den großen Kathedralen und Prunkbauten.

Fast einhundert Meter breit ist die Hauptfassade zum Marienplatz.

Erster Bauabschnitt war der östliche Teil des Gebäudes mit den vier Statuen, die für Gewerbefleiß, Häuslichkeit, Bürgermut und Wohltätigkeit stehen.

Hoch zu Ross grüßt hier Prinzregent Luitpold.

Daneben entdeckt man Themen aus dem Leben von Heiligen und die Darstellung von volkstümlichen Sagengestalten.

Wie bei gotischen Kathedralen sind die Wasserspeier als furchteinflößende Fratzen und Masken gestaltet.

Hier an der südwestlichen Ecke, dem so genannten Wurmeck, findet sich eine Szene von besonderer Dramatik. An dieser Stelle des Platzes sei einst – so die Sage - ein grässlicher Lindwurm aus dem Erdboden gekrochen, um der Stadt die Pest zu bringen.

Links im Bild rüsten sich Landsknechte und Bürger zum Kampf gegen den Drachen. Sie versuchen eine Kanone in Stellung zu bringen, wobei der Herr, der dem Betrachter den Rücken zuwendet, durch seinen strammen Po überzeugt.

Mütter – so der Volksmund - seien mit ihren Töchtern schnell vorbeigeeilt, da diese nicht auf unkeusche Gedanken kommen sollten. Im rechten Feld feiern die Schäffler mit ihrem traditionellen Schäfflertanz bereits den Sieg über das Ungeheuer.

Der 85 Meter hohe Rathausturm enthält das Glockenspiel und wird an seiner Spitze gekrönt von dem mit bloßem Auge fast nicht mehr erkennbaren Münchner Kindl der offiziellen Wappenfigur von München.

Kurz vor elf Uhr ist auf dem Marienplatz kein Durchkommen mehr. Wie bei einer Sonnenfinsternis schauen alle Menschen gebannt nach oben. Sie warten auf das Glockenspiel hoch oben am Turm. Zur vollen Stunde spielen die 43 Glocken vier Melodien, zu denen 32 Figuren auftreten. Höhepunkt ist die Darstellung eines Ritterturniers anlässlich der Hochzeit von Herzog Wilhelm V. mit Renata von Lothringen im Jahr 1568 sowie der Schäfflertanz. Das Schauspiel wiederholt sich um zwölf und im Sommer um 17 Uhr.

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