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Marsfeld Henker

Schauplatz (Lat: 48.1425; Long: 11.5529)

Die Münchner Richtstätte – the last picture show.

Es ist nur ein Katzensprung hinüber vom Gebäude des Bayerischen Rundfunks zum einstigen Richtplatz der Münchner Scharfrichter. Vielleicht inspiriert diese Nähe die Fernsehleute besonders, wenn sie über den nächsten Krimi nachdenken.

Während wir als Zuschauer des Tatort-Krimis natürlich wissen, dass der ermordete Darsteller wieder aufsteht, sobald die Szene im Kasten ist, konnten unsere Vorfahren davon ausgehen, dass es bei einer Hinrichtung auf dem Marsfeld um den letzten Auftritt eines Menschen vor Publikum ging.

Entsprechend groß war auch das Interesse der Zuschauer. Jedes Mal, wenn der Henker seines Amtes waltete, war die ganze Stadt auf den Beinen. Niemand in München wollte sich das Schauspiel entgehen lassen.

So auch am 11. Mai 1854. Der Henker Lorenz Schellerer hatte offensichtlich nicht seinen besten Tag. Siebenmal musste er mit dem Richtschwert zuschlagen, bis er endlich den Kopf des jungen Christian Hussendörfer von dessen Rumpf getrennt hatte.

Die Zuschauer waren über diese Stümperei derart aufgebracht, dass sie am liebsten den Henker gleich in den Tod hinterhergeschickt hätten. Wären nicht die Kürassiere eingeschritten, es wäre vorbei gewesen mit seiner Karriere.

Nach diesem blutigen Gemetzel erinnerte man sich in Bayern daran, dass ein gewisser Herr Guillotin sechzig Jahre zuvor im Nachbarland Frankreich eine Enthauptungsmaschine präsentiert hatte, die es Dank ihrer Effektivität in der Französischen Revolution zu weltweiter Berühmtheit geschafft hatte.

Auch wenn man mit der Guillotine über eine zuverlässige Tötungsmaschine verfügte, gab es ab 1861 in Bayern keine öffentlichen Hinrichtungen mehr. Was aber nicht heißen soll, dass in Bayern keine Todesurteile mehr vollstreckt wurden.

Henker Schellerer übrigens starb 1880 – nach 72 Enthauptungen – in der Psychiatrie. Er litt an Verfolgungswahn – vermutlich sah er im Traum zu viele kopflose Untote.

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