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Hofbräuhaus

Profanbau (Lat: 48.1377; Long: 11.5799)

In München steht ein Hofbräuhaus

Das gibt es wohl nur in München, dass man einen Bierausschank als „Bierpalast“ bezeichnet. 1589 wars - 70 Jahre nach dem Erlass des Reinheitsgebots – als Wilhelm der Fromme in München ein Brauhaus einrichtete, das den kurfürstlichen Hof mit Bier versorgen sollte. Wegen der „“Kleinen Eiszeit“ war der Ertrag der bayerischen Weinberge zurückgegangen. Wein wurde knapp und so stieg plötzlich die Nachfrage nach Bier.

Für den Fürsten eine willkommene Einkommensquelle. Quellen besagen, dass bis zu 50 % der Staatseinnahmen allein aus dem Verkauf von Weißbier generiert wurden. Fast könnte man sagen: Ohne diese Einnahmen hätte Bayern im Dreißigjährigen Krieg seine Landsknechtheere nicht finanzieren können. Kein Geld – kein Krieg.

König Ludwig I. verfügte am Anfang des 19. Jahrhunderts, dass das Hofbräuhaus auch bürgerlichen Gästen offen stehen sollte. 1844 bestimmte er sogar, dass der Bierpreis unter dem üblichen Niveau liegen musste, damit sich seine Soldaten und einfache Tagelöhner das Getränk leisten konnten.

Was so volkstümlich klingt, hat aber eine Vorgeschichte: Eigentlich hatte Ludwig eine Erhöhung der Bierpreise um einen Pfennig angeordnet. Die Proteste der Bürger waren daraufhin so stark, dass Ludwig das Militär rufen musste. Die Soldaten aber weigerten sich, auf die aufgebrachten Bürger zu schießen.

Heutzutage wäre eine solche „Bierrevolution“, wie der Aufstand hieß, undenkbar. Auf dem Oktoberfest murren die Leute zwar, wenn der Bierpreis jedes Jahr neue Rekordhöhen erklimmt, aber dass deshalb Fensterscheiben eingeschmissen oder Mobiliar zertrümmert würde, ist nicht vorstellbar.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Hofbräuhaus bei Touristen immer beliebter. Seitdem wächst der Zustrom unaufhaltsam.

Am 13. April 1919 riefen Soldatenräte im Hofbräuhaus die Kommunistische Räterepublik aus. Ein Jahr später trafen sich am selben Ort 2.000 Menschen und gründeten die NSDAP.

Heute finden sich die Besucher aller Länder hier ein, um mit Gleichgesinnten anzustoßen. Und wenn’s dann mal zu einer Rauferei kommt, dann allenfalls zwischen zwei Lagern von alkoholisierten Fußballfans.

Ein literarisches Denkmal setzte Ludwig Thoma dem Hofbräuhaus mit seiner Geschichte vom Münchner im Himmel. Nachdem der Herrgott den guten Dienstmann Alois zurück auf die Erde geschickt hatte, damit er der bayerischen Regierung die göttlichen Ratschläge überbringe, versackte der gute Alois im Hofbräuhaus – und die bayerische Staatsregierung wartet bis heute auf die himmlische Eingebung.

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