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Gasteig

Profanbau (Lat: 48.1318; Long: 11.5914)

Einen „gachen Steig“ nennt man in Bayern eine stark abschüssige Straße. Als gach durfte man zu recht diesen Teil der alten Salzstraße bezeichnen, die, von Reichenhall und Hallein kommend, hier hinunter zur Isar und nach München hinein führte. Aus „gacher Steig“ wurde mit der Zeit »Gasteig«.

Die Anhöhe hatte strategische und wirtschaftliche Bedeutung für die Residenzstadt und gehörte deshalb zum Münchner Burgfrieden. Wer die Anhöhe besetzen konnte, hatte freies Schussfeld auf die Stadt.

An der Stelle, an der sich hinter der Münchner Volkshochschule heute ein Hof auftut, stand früher der geschichtsträchtige Bürgerbräukeller . In seinem völlig überfüllten Saal hielt am 8. November 1923 der bayerische Generalstaatskommissar Gustav von Kahr eine Großveranstaltung ab. Sie wurde von Adolf Hitler, Erich Ludendorff, Hermann Göring und weiteren Nationalsozialisten gestürmt. Am frühen Morgen des 9. November 1923 marschierten die Putschisten von hier zur Feldherrnhalle – es kam zu dem gescheiterten Hitlerputsch.

Nach der Machtergreifung 1933 wurde der Bierkeller zum Versammlungsort der »Alten Kämpfer«. Die Nazis versammelten sich jährlich zum Jahrestag des Marschs auf die Feldherrenhalle.

Der Tischler Georg Elser hatte erkannt, wie die Nazis systematisch einen Krieg vorbereiteten. Er wollte dem nicht untätig zusehen. Schon Wochen vor dem Jahrestag ließ er sich nachts im Gasthof einschließen und höhlte im Festsaal eine Säule aus, um Platz für eine Zeitbombe zu schaffen.

Am 8. November 1939 sollte die Bombe hochgehen und dabei Hitler und dessen Gefolgsleute töten. Ein dummer Zufall kam dazwischen:

Weil Nebel angesagt war, konnte Hitler nicht – wie geplant - per Flugzeug nach Berlin zurückkehren. Entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten beendete Hitler deshalb seine Rede noch vor 21 Uhr und war bereits auf dem Weg zum Hauptbahnhof, um den Sonderzug nach Berlin zu nehmen, als um 21.20 die Bombe hochging. Sieben Parteigenossen und eine Kellnerin starben. Hätte es an dem Abend keinen Nebel gegeben – die Weltgeschichte hätte sicher eine andere Wendung genommen.

Elser wurde gefasst und 1945 in Dachau ermordet. Eine Gedenktafel im Pflaster vor dem GEMA-Gebäude erinnert an den Attentatsversuch.

Nach dem Krieg war der Ort, an dem sich Hitler einst von seinen alten Kämpfern feiern ließ, eine abbruchreife Ruine.

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