Friedensengel
Profanbau (Lat: 48.1413; Long: 11.5968)
Der vermeintliche Engel aus PompejiEin Vierteljahrhundert ohne Krieg, das hatten die Menschen seit Menschengedenken nicht erlebt. Fünfundzwanzig Jahre nach dem Friedensschlusses von Versailles, mit dem der deutsch-französischen Krieg von 1870-71 beendet worden war, wollten die Bayern dieser langen Friedensepoche ein Denkmal setzen.
Erst war geplant, das Denkmal im so genannten Franzosenviertel aufzustellen, wo die Straßennamen an die siegreichen Schlachten gegen den Erbfeind erinnerten.
Dann entschieden sich die Verantwortlichen doch für einen Standort in der Verlängerung der Luitpoldbrücke. Besonders geeignet schien ihnen die Stelle oberhalb der erst kurz zuvor fertiggestellten Luitpold-Terrassen am Hochufer der Isar. Über die beiden Treppen dieser Terrassen würde man zu der Basis des Denkmals hinaufsteigen können. Ein würdiger Rahmen für die Erinnerungsstätte. Von unten wirkt das eigentliche Denkmal, das eine Höhe von 38 Metern hat, noch imposanter.
Basis ist ein Tempel mit quadratischem Grundriss.
Sein Dach wird von vier Ecksäulen und acht Frauenfiguren so genannten Kariyatiden getragen. Die Orientierung an der ionischen Korenhalle auf der Athener Akropolis ist unverkennbar.
Die zwölf Reliefmedaillons auf den Eckpfeilern lassen den Betrachter eintauchen in die Geschichte der Heldentaten des Herakles.
Allegorische Figuren, die für Krieg, Sieg, Frieden und Wohlstand stehen, sind auf den Mosaiken abgebildet.
Eine kannelierte korinthische Säule auf dem Dach des kleinen Tempels trägt an ihrem oberen Ende ein Bronzekapitell. Auf dem wiederum eine engelsgleiche Figur steht.
Was von allen Münchnern Friedensengel genannt wird, ist in Wirklichkeit kein Engel aus der christlichen Mythologie. Vielmehr sind die Bezüge rein heidnisch: es handelt sich hier um die Darstellung der griechischen Siegesgöttin Nike.
Vorbild war eine ca. fünfzig Zentimeter große Figur aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert, die 1822 bei Ausgrabungen in Pompeji gefunden wurde.
Aus dem zierlichen Figürchen, das gerade einen halben Meter maß, machten die Münchner Künstler Düll, Metzel und Heilmeier eine monumentale Statue von sechs Metern Höhe und einer Flügelspannweite von fünf Metern.
Der Blick von Nike ist in die Ferne gerichtet, so als ginge sie der dichte Verkehr unter ihr nichts an.
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