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Feldherrnhalle

Profanbau (Lat: 48.1417; Long: 11.5773)

Von Feldherrn und sonstigen Führern.

Würde heute ein Architekt so schamlos kopieren, wie seinerzeit Friedrich von Gärtner, so säße er womöglich als Plagiator vor Gericht. Bei der Münchner Feldherrnhalle handelt es sich um eine fast vollständige Kopie der Loggia dei Lanzi in Florenz, sieht man einmal von der Einrichtung, das heißt von den dort aufgestellten Statuen ab. Nur dass die Florentiner Baumeister ihre Idee rund vierhundert Jahre früher hatten, als der Münchner Kollege. Nun kann man natürlich sagen, dass das Copyright nach so langer Zeit schließlich ausgelaufen sei.

Die beiden Standbilder wurden aus dem Material erbeuteter Kanonen gegossen und stellen die beiden Feldherrn Tilly und Wrede dar. Tilly zählte zu den herausragenden militärischen Führern im Dreißigjährigen Krieg. Er kämpfte zeitlebens auf Seiten des katholischen Kaisers.

Wrede dagegen erwarb sich seine Verdienste in den Napoleonischen Kriegen, wo er einmal mit, einmal gegen die Franzosen kämpfte. In Erinnerung geblieben ist er vor allem dadurch, dass er es nach der endgültigen Niederlage Napoleons bei Waterloo nicht geschafft hat, die bayerischen Truppen rechtzeitig zur Siegesfeier nach Paris zu bringen. Als sie zwei Tage zu spät zu den Festivitäten kamen, waren die anderen Sieger schon auf dem Heimweg.

Richtig bekannt wurde die Münchner Loggia, als Adolf Hitler mit seinen Anhängern am Morgen des 9. November 1923 zur Feldherrnhalle marschierte, nachdem er tags zuvor mit einigen Mitkämpfern eine Großversammlung im Bürgerbräukeller gestürmt hatte. Auf dem angrenzenden Odeonsplatz stießen die Putschisten auf Ordnungskräfte, die den Marsch gewaltsam stoppten. Vier Polizisten, dreizehn Anhänger Hitlers und ein Unbeteiligter fanden den Tod.

Nach der Machtergreifung 1933 wurde die Feldherrnhalle zu einem Ort der NS-Propaganda. An der östlichen Seite befand sich eine Tafel mit den Namen der so genannten Blutzeugen , die von einer Ehrenwache der SS bewacht wurde. Jeder Bürger, der an der Halle vorbeikam, musste den Hitlergruß entrichten. Schlaue Bürger schlüpften deshalb lieber durch die kleine Viscardigasse hinter der Feldherrnhalle und ersparten sich den Gruß. Seither heißt die Gasse im Volksmund Drückebergergasserl.

Heute finden im Sommer vor der einmaligen Kulisse klassische Konzerte statt. Nicht immer ist es für die Zuhörer ein Musikgenuss – v.a. wenn zu der mäßigen Akustik auch noch ein paar dicke Regentropfen kommen.

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