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Bavaria und Ruhmeshalle

Profanbau (Lat: 48.1308; Long: 11.5459)

Die Lady Liberty von München

Solch heroische Frauenfiguren, wie die nach Entwürfen Ludwig Schwanthalers gegossene Bavaria, waren in der Mitte des 19. Jahrhundert regelrecht in Mode gekommen. Man denke nur an die Freiheitsstatue in New York. Allein in Paris stehen nicht weniger als vier Kopien der fackeltragenden Lady Liberty. Auch Richard Wagner knüpfte mit seinen Wallküren an dieses archaische Frauenbild an.

Die bayerische Variante weist aber deutliche Unterschiede zur Freiheitsstatue auf. So trägt Bavaria über dem Gewand ein Bärenfell, mit der Rechten drückt sie ein Schwert an den Körper. Der bayerische Löwe schmiegt sich wie eine Katze an ihre Seite und scheint darauf zu achten, dass niemand seiner Herrin ein Leid antut.

Anstelle der Fackel der Freiheit streckt Bavaria einen Eichenkranz in die Höhe. Vielleicht fürchtete der königliche Auftraggeber Ludwig I., sein Volk könnte sich sonst von der amerikanischen Revolution und ihrem Freiheitsstreben anstecken lassen.

Zehn Jahre lang sollen die Gussarbeiten der 18 Meter hohen Bronzestatue gedauert haben, fast 90 Tonnen Erz wurden geschmolzen und in vier Teilstücken gegossen, die dann vor Ort zusammengesetzt wurden. Für den Kopf verwendete man symbolträchtig die Bronze türkischer Kanonen, die im griechischen Befreiungskrieg erbeutet worden waren.

Am 7. Oktober 1850, zu Beginn des Oktoberfestes, wurde das Kolossalstandbildes feierlich enthüllt. Seither wacht die Bavaria darüber, dass auf dem jährlichen Volksfest zu ihren Füßen Anstand und Sitte herrscht.

Wer die Mühe nicht scheut, kann die 126 Stufen im Inneren der Statue hinaufsteigen. Vier Luken oberhalb des Haarkranzes der Dame gewähren einen fabelhaften Blick über die Theresienwiese.

Bavaria wirkt vor allem deshalb so majestätisch, weil sie vor der dreiflügeligen Ruhmeshalle steht, die ihre Größe noch unterstreicht. Ob die 77 herausragenden bayerischen Persönlichkeiten, deren Büsten dort aufgestellt sind, mit den Saufgelagen auf dem Oktoberfest zu ihren Füßen einverstanden wären, sei dahingestellt.

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