Alter Simpl
Schauplatz (Lat: 48.1508; Long: 11.5761)
Der Alte Simpl einst Treffpunkt der Schwabinger Bohème1903 übernahm Kathi Kobus ein Kaffeehaus in der Türkenstraße und nannte es nach der satirischen Zeitschrift Simplicissimus kurz Simpl. Was Rang und Namen unter den damaligen Kulturschaffenden hatte, war bald Stammgast. Darunter Frank Wedekind, Ludwig Thoma, Oscar Maria Graf und Thomas Theodor Heine.
Dabei soll Kathi, wie sie von ihren Stammgästen genannt wurde, nicht gerade zimperlich mit ihren Gästen umgegangen sein. Wer sich nicht ordentlich benahm, wurde von ihre höchstpersönlich aus dem Lokal befördert.
Der Simpl galt auch als eine der wichtigsten Kabarett-Bühnen der Stadt. Karl Valentin und Joachim Ringelnatz hatten hier zahlreiche Auftritte. Einige der Literaten wurden zu regelrechten Hausdichtern ernannt.
Obwohl ihre Gäste als Künstler eher nicht gut betucht gewesen sein dürften, war das Geschäft für die Wirtin offensichtlich so einträglich, dass sie sich 1912 mit Ersparnissen von 800.000 Goldmark zurückziehen konnte. Nach heutiger Währung müssten das ca. 6-7 Millionen Euro gewesen sein. Ausreichend für einen bequemen Lebensabend. Kobus hielt es jedoch gerade einmal fünf Jahre in ihrer Villa in Wolfratshausen aus dann übernahm sie wieder das Regiment im Simpl. 1924 war für sie dann endgültig Schluss.
Adolf Gondrell kaufte das Lokal und so gab es in der Zeit zwischen 1935 und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges eine zweite Blütezeit für den Simpl. Wer wissen will, wer alles im Simpl verkehrte, kann sich Oscar Maria Graf aufklären lassen: Maler, Kabarettisten, verkrachte Existenzen, begabte Zuhälter, Säufer, Kokainisten, Gelegenheitskokotten, Schieber und Studenten, kunstgewerbliche Mädchen und pazifistische Dichter.
1944 zerstörte eine Bombe das Gebäude. Der letzte Pächter versuchte 1946 einen Neuanfang am Platzl. Der Alte Simpl in der Türkenstraße ist heute beliebter Treffpunkt. In der Kulturszene spielt das Lokal aber keine Rolle mehr.
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