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Wies

Sakralbau (Lat: 48.4192; Long: 11.7477)

Die Wallfahrtskirche zum gegeißelten Heiland in der Wies

Um zu verstehen, wie diese Wallfahrtskirche zu ihrem Namen gekommen ist, müssen wir etwas ausholen: Bei den Karfreitagsprozessionen des Klosters von Steingaden bei Schongau führten die dortigen Mönche zahlreiche Figuren und Bilder mit, darunter ein künstlerisch nicht besonders wertvolles Werk, das den Heiland an einer Geißelsäule darstellte. Als das Bildnis wegen seiner dürftigen Qualität ausgemustert wurde, erbat der Bauer aus dem nahegelegenen Lori-Hof das Stück und stellte es im Herrgottswinkel auf. Offensichtlich war der auf dem Gemälde dargestellt Heiland über diese Zurücksetzung so traurig, dass ihm buchstäblich die Tränen kamen. Das sprach sich herum und schon bald kamen Gläubige aus allen Richtungen, um das Wunder zu bestaunen und um Hilfe zu erflehen. Schnell beschloss man den Bau einer würdigen Kirche, um das Bild unterzubringen. Dass wir heute mit der Wieskirche bei Steingaden ein Weltkulturerbe haben, verdanken wir also einem künstlerisch eher bescheidenen Bild.

Silvester Hupf, seines Zeichens Förster des Domkapitels von Freising, pilgerte nach Steingaden und brachte von dieser Wallfahrt einen Kupferstich des Gnadenbildes heim nach Freising. Der Hofmaler Johann Jäger erhielt von ihm den Auftrag, nach dieser Vorlage ein Ölbild zu malen. Das fertige Gemälde nagelte Hupf im Wald an einen Baum, unweit der Straße von Freising nach Tüntenhausen. Bald schon kamen Gläubige an den Ort und hinterließen Rosenkränze, Kerzen und Votivgaben. Das gefiel dem Stadtpfarrer von St. Georg ganz und gar nicht und so ließ er in einer Nacht- und Nebelaktion im Juli 1745 die Gaben abräumen und das Bild in seine Kirche schaffen. Die Freisinger beschwerten sich daraufhin beim Bischoff. Der erlaubte ihnen daraufhin den Bau einer kleinen Holzkapelle mitten im Wald. Schnell entwickelte sich die Kapelle zu einem wichtigen Anziehungspunkt. 1747 wurde deshalb anstelle der Holzkapelle ein steinerner Neubau errichtet, in dem fünf Altäre Platz fanden. Schon 1760 musste die Kirche um ein Langhaus erweitert werden. Offensichtlich hat die Säkularisierung den Zuspruch zu der Wallfahrt nicht gebremst. Im 19. Jahrhundert wurden die Gebäude sogar um ein biedermeierliches Kuratenhaus erweitert.

Der querelyptische Chorraum enthält an der Ostseite den Altar von 1852. Leider ist der Name des Architekten des Chors in keiner Quelle genannt. Man geht aber inzwischen davon aus, dass der Freisinger Hofmaurermeister Hirschstötter für den Bau verantwortlich zeichnete. Die Schöpfer der Deckengemälde im Chor sind ebenfalls namentlich nicht bekannt. Dagegen kennen wir den Maler des Deckenfreskos im Langhaus - es war Franz Xaver Wunderer aus Landshut. Das Fresko zeigt die Geschichte der Kapelle. Am vordersten Baum hängt das Gnadenbild, darunter zahlreiche Votivgaben. Der Herr im grünen Rock dürfte Silvester Hupf sein, Initiator der Wallfahrt. Dahinter die bereits fertige Kirche, auf die Gottvater seine Strahlen hinabrichtet. Die Engel halten die Folterwerkzeuge Christi in den Händen: Kreuz, Schweißtuch, Geißel, Rute, Hammer und Nägel usw..

Bekannt ist die Wallfahrtskirche v.a. durch die zahlreichen Votivgaben, die in vier verglasten Schränken ausgestellt sind, darunter diverse Wachsnachbildungen: Männer, Frauen, Fatschenkindel, Arme, Beine, Augen...... Eindrucksvoll ist vor allem die Kollektion der hölzernen Krücken. Angesichts der unzähligen Krücken denkt man unwillkürlich an die Weissagung in der Bibel: "Blinde sehen und die Lahmen werden gehen."

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