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Heiliggeist

Sakralbau (Lat: 48.4009; Long: 11.7489)

Das Heiliggeistspital - Sozialhilfe im Mittelalter

Es war wie im ärgsten Albtraum. Niemand wusste, woher sie gekommen war: Die Pest. Fast in jedem Haus bekamen Leute plötzlich Fieber. Überall am Körper zeigten sich eitrige Beulen. In der Regel vergingen nur siebzig Stunden zwischen der Ansteckung und dem Tod. Ob reich oder arm - die Seuche machte keinen Unterschied. Die Totengräber kamen mit der Bestattung der Verstorbenen nicht hinterher. Oft mussten sie drei, vier Leichen übereinander auf ihren Leiterwagen schichten, um sie aus der Stadt zu schaffen. Vor den Toren wurden die Toten in ein Massengrab geworfen. Wenn's hoch kam, sprach noch ein Geistlicher den Segen, bevor die Grube eilig wieder zugeschüttet wurde.

Unter dem Eindruck dieser Pestepidemie bestimmte der Chorherr Conrad Gaymann in seinem Testament von 1374, dass sein gesamter Nachlass zur Einrichtung einer "Behausung für arme, notdürftige und kranke Mitbürger" zu verwenden sei. Das erste Gebäude, ein zweischiffiger Saalbau, dürfte unweit der Moosach im Ostteil der mittelalterlichen Stadt gestanden haben. Im Lauf der Zeit erhielt das Spital weitere Mittel von neuen Stiftern. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Anlage jedoch so stark zerstört, dass an einen Wiederaufbau nicht zu denken war. Mit finanzieller Unterstützung von Dekan Christian Graf von Königsfeld entstand bis 1688 der heutige dreistöckige Neubau. Zum Unterhalt des Spitals musste jeder Bewohner dem Stift drei Viertel seines Vermögens vererben. Später wurde diese Regel abgeschafft. Doch legte man den Bewohnern nahe, nach ihrem Tod das Spital nicht zu vergessen - was bisher nie überprüft werden konnte. Nach der Säkularisierung ging das Heiliggeistspital zunächst an das Kurfürstentum Bayern über, bevor es an den Armenfond der Stadt Freising weitergereicht wurde. Als die städtische Verwaltung immer mehr Kranke aus dem städtischen Krankenhaus in das Stift verlagerte, drohte der eigentliche Stiftungsgedanke verloren zu gehen. Denn nicht jeder dieser Zugänge war daran interessiert, ein "gottgefälliges Leben" zu führen. 1853 entstand deshalb die eigenständige Heiliggeistspital-Stiftung Freising. Sie ist bis heute Träger der Einrichtung mit 88 Plätzen.

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