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Stadtmauer

Wehrbau (Lat: 48.3055; Long: 11.9091)

Die Stadtmauer - wer nicht rein kommt, bleibt draußen

Nur noch zwei Teilstücke sind übriggeblieben von der Stadtmauer, die einst die ganze Stadt umgab. 1494 - also zwei Jahre nach der Entdeckung Amerikas - erstmals urkundlich erwähnt, machte sie Erding zu einem Bollwerk für die Verteidigung des Herzogtums. Die stärkste Bedrohung drohte dabei ausgerechnet von dem benachbarten Freising, dessen Bischof gerne das wohlhabende Erding seinem Herrschaftsbereich einverleibt hätte.

Eine Eroberung einer Stadt wie Erding mit den damaligen Waffen war nicht einfach. Die Angreifer mussten zunächst einen der beiden Flüsse Sempt und Fehlbach überwinden, die die Stadt ringförmig umschlossen. Dann behinderte der vorgelagerte Erdwall das Vorwärtskommen. Einmal überwunden, stellte sich ein Wassergraben in den Weg. Was schon für einen normal bekleideten Menschen ohne Gepäck eine Heraus-forderung war, war für die Männer in den eisernen Rüstungen, bepackt mit Spießen und Schilden, Leitern und Rammböcke schleppend, ein ungeheurer Kraftakt. Dazu der ständige Beschuss der Bogen- und Armbrustschützen von der Stadtmauer. Und kamen die Angreifer endlich erschöpft am Fuß der Stadtmauer an, so begann erst der eigentliche Kampf. Während die Angreifer versuchten, mit Leitern den Kranz der Stadtmauer zu erklimmen, warfen die Belagerten große Steine herunter und gossen heißen Teer und siedendes Öl über die Angreifer.

Den Mörsern und Kanonen, die sich zu Beginn der Neuzeit in der Waffentechnik durchsetzten, war die alte Stadtbefestigung nicht mehr gewachsen. So konnten die Schweden im Dreißigjährigen Krieg Erding wiederholt ohne große Gegenwehr einnehmen. Vor allem beim Stadtbrand von 1648, bei dem die Schweden Feuer legten, bevor sie vor den kaiserlichen Truppen flohen, gingen große Teile der Stadtmauer verloren.

Obwohl die Ringmauer nun keine militärische Bedeutung mehr hatte, machten sich die Erdinger nach Kriegsende daran, die Befestigungsanlagen wieder aufzurichten. Die Mauer diente jetzt v.a. als Schutz vor Fremden und unerwünschten Zeitgenossen: Landstreichern, Dieben, Aussätzigen oder auch Landflüchtigen. Wer in die Stadt wollte, musste die Wachen an einem der Stadttore passieren.

1801 genehmigte Kurfürst Max I. Joseph den Abbruch baufälliger Teile. Der Stadtgraben und der Wall wurden eingeebnet und die Bürger durften auf dem Gelände eigene Gemüsegärten anlegen. Was an Mauern noch übrig geblieben war, wurde von den Erdingern absichtlich vernachlässigt, ließen sie überwuchern oder sonst wie verfallen. 1886 erfolgte dann der planmäßige Abriss der noch verbleibenden Mauerstücke - geblieben war eh nur noch ein Drittel der einst wuchtigen Festungsmauer.

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