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St. Johannes

Kirche (Lat: 48.3065; Long: 11.9065)

Die Stadtpfarrkirche St. Johannes - knapp daneben ist auch daneben

Nein - dieser Kirche fehlt nicht der Kirchturm. Er steht halt nur fünf Meter vom Chor entfernt. Ein kleiner Mangel, den die Erdinger einst beheben wollten, indem sie versuchten, den Turm zur Kirche hin zu verschieben. Aber das ist eine andere Geschichte - dazu erfahren Sie mehr, wenn Sie das Stichwort zu den Erdinger Turmschiebern aufrufen. Dass ein Glockenturm etwas entfernt von der zugehörigen Kirche steht, kennt man ja aus dem Italienischen - dort nennt man so einen Turm dann Campanile. Und dass Erding durchaus dem südlichen Lebensgefühl verbunden ist, erkennt man, wenn man durch die Straßen flaniert.

Doch nun zur Kirche: Die spätgotische Hallenkirche St. Johannes entstand zwischen 1370 und 1460. Bedenkt man, dass Erding damals gerade einmal 1.000 Bürger zählte, so ahnt man, welchen Kraftakt es bedeutete, einen solch großen Kirchenbau zu stemmen. Vielleicht war Geldmangel ausschlaggebend für die Entscheidung, auf einen eigenen Kirchturm zu verzichten und stattdessen den bereits vorhandenen Stadtturm zu nutzen.

Betritt man die Kirche durch das relativ schmucklose Westportal, so gelangt man in eine Vorhalle mit einem original erhaltenen Netzgewölbe . Die Rippenbögen ruhen auf Kapitellen , die als Männerköpfe dargestellt sind. Durch eine gegenüberliegende Tür gelangt man in das weiträumige Kirchenschiff. Von der gotischen Altarausstattung sind nur einzelne Skulpturen erhalten. Sie wurden teilweise in die neuen Altäre aus dem 19. Jahrhundert übernommen. So die beiden Figuren im Hochaltar- die des Johannes, des Täufers und die seines Namensbruders, des Evangelisten Johannes. Im 17. Jahrhundert wurden die gotischen Altäre durch barocke ersetzt. Weil im 19. Jahrhundert vielerorts die Meinung aufkam, dass nur die reine Gotik den wahren Glauben verbildlichen könne, entsorgte man damals kurzerhand die Einrichtung aus der Barockzeit. So geschah es auch in St. Johannes zu Erding.

Was wir heute in der Stadtpfarrkirche sehen können, stammt also vielfach aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, insbesondere der 13 Meter aufragende Hochaltar im Chor aus dem Jahr 1882 und die beiden Seitenaltäre links und rechts vom Chor sowie die Kanzel. Nur wenige Statuen und Figurengruppen erinnern an die Gotik. Vor allem sehenswert ist der überlebensgroße Christus am Kreuz, der im Chorbogen über den Gläubigen schwebt. Im linken Seitenschiff befinden sich in einem Reliquienschrein die sterblichen Überresten des Stadtpatrons von Erding St. Prosper. Ein Erdinger Bürger hatte 1675 die Gebeine dieses Katakombenheiligen in Rom gekauft und in seine Heimatstadt überführen lassen. Damals gab es einen regelrechten Handel mit den Gebeinen irgendwelcher Heiligen. Am besten aus Rom, Hauptsache alt. Ohne Stadtheiligen war man damals keine richtige Stadt. Das Gewand mit seinen bunten Bordüren erhielt der Heilige erst 1858 - ganz im schwülstigen Stil der damaligen Zeit. Inzwischen hat er leicht Staub angesetzt.

Dass dieser Heilige aus dem fünften Jahrhundert nicht nur der Schutzpatron Erdings, sondern auch der der Dichter ist, wissen vermutlich selbst nicht einmal die Erdinger. Sie bringen den Namen Prosper vor allem in Zusammenhang mit dem Fastenbier St. Prosper. Ob man deshalb sagt, dass in Erding die Bierindustrie prosperiert?

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