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Schranne

Profanbau (Lat: 48.3066; Long: 11.9071)

Die Schranne - sprudelnde Einkommensquelle der Erdinger

Die Bezeichnung Schranne leitet sich ursprünglich vom italienischen Wort scranna ab und bedeutet Gerichtsbank oder Strafbank. Daneben wird es auch als Begriff für eine Lagerhalle verwendet. Seit dem Mittelalter fand in Erding jeden Donnerstag neben dem Gerichtstag auch ein Getreidemarkt statt. Schon Tage zuvor lieferten die Bauern ihr Korn beim Schrannenmeister ab. Die angelieferten Mengen wurden dabei nicht gewogen, sondern mit einem eigenen Maß, dem Erdinger Scheffel, nach Volumen gemessen. Ein Scheffel dürfte etwa drei Zentnern entsprochen haben. Nach München war Erding der größte Umschlageplatz für Getreide in ganz Bayern. Was an einem Handelstag nicht verkauft werden konnte, wurde bis zur nächsten Woche gestapelt. Grundsätzlich hatte die Stadt ein Vorkaufsrecht - vor allem in Notzeiten war dies für die Versorgung der Stadtbevölkerung von entscheidender Bedeutung.

Aus einem "Leitfaden zur Erdkunde in Baiern für Schulen" aus dem Jahr 1822 wissen wir, dass auf dem Getreidemarkt in Erding im Jahr 1821 70.000 Scheffel Getreide umgesetzt wurden. Das entspricht nach heutigen Maßen rd. 11.000 Tonnen. Man übertreibt nicht, wenn man behauptet, dass die Schranne neben der Textilweberei und v.a. der Lodenherstellung Hauptquelle für den Wohlstand der Erdinger Bürger war. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts lagerte man die Getreidesäcke im Erdgeschoß des alten Ratshauses am Stadtturm. Als 1866 das alte Gebäude abgerissen wurde, schaffte man Platz für eine moderne Schrannenhalle.

Mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz 1872 und mit dem Aufkommen der landwirtschaftlichen Genossenschaften mit eigenen Lagerhäusern schwand die Bedeutung des Erdinger Getreidemarkts. 1911 schließlich wurde der Schrannenbetrieb mangels Nachfrage eingestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Kreis- und Stadtsparkasse die ehemalige Schrannenhalle. Böse Zungen behaupten: Wo einst Getreidesäcke lagerten, verwahrt man seitdem Geldsäcke. Beides steht für den Reichtum der Erdinger Bürger.

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