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Rivera Palais

Profanbau (Lat: 48.3056; Long: 11.905)

Das Rivera Palais - Treffpunkt für Adel und Geistlichkeit

Mehr als ein paar Bauernhöfe gab es nicht, als sich Gräfin Maria Adelheid Theresa von Rivera hier nach einem Grundstück für ihren Alterswohnsitz umsah. Das Gelände lag damals außerhalb der Stadtmauer.

Der Ehemann der Gräfin, Johann Baptist Rivera, war im Pfälzischen Erbfolgekrieg gefallen, als er 1695 unter der Heerführung Kurfürst Max Emanuels die Stadt Namurs eroberte. Eigentlich hätte die Gräfin ihren Lebensabend in dem herrschaftlichen Haus in der Münchner Theatinerstraße N° 45 verbringen können, das von Giovanni Antonio Viscardi erbaut worden war. Viscardi war ein anerkannter Baumeister am kurfürstlichen Hof und schuf in München unter anderem die Dreifaltigkeitskirche und den Bürgersaal. Was immer die Gräfin bewogen haben mag, die umtriebige Residenzstadt zu verlassen - sie entschied sich auf jeden Fall 1710 zum Umzug in das beschaulichere Erding und beauftrage eben den genannten Baumeister Viscardi mit der Ausführung ihres Alterswohnsitzes. 1712 - nach nur zwei Jahren Bauzeit, konnte sie in das neue Palais einziehen.

Viscardi verwendete bei der Gestaltung der Fassade eindeutig Elemente der früheren Renaissance. Gleichzeitig sind Stilformen des Barock zu erkennen.

In ihrem Haus empfing die Gräfin häufig Gäste vom kurfürstlichen Hof. Auch der Bischof von Freising und das Domkapitel weilten immer wieder unter ihrem Dach. Das gesellschaftliche Leben im Rivera Palais verschaffte dem eher provinziellen Erding ein gewisses weltmännisches - oder sagen wir besser kurfürstliches - Renommé.

Gräfin von Rivera engagierte sich sehr als soziale Wohltäterin. Unter anderem unterstützte sie mit ihrem Geld das gegenüberliegende Kapuzinerkloster. Weil durch den Spanischen Erbfolgekrieg viele Kinder ihre Eltern verloren hatten, gründete sie 1722 neben der Wallfahrtskirche in Heilig Blut Erdings erstes Waisenhaus. Als Adelheid 1725 starb, erbte zunächst ihre in München lebende Tochter das Anwesen. Danach wechselte es wiederholt den Besitzer. Durch stümperhafte Umbauten wurde es im Lauf der Jahrhunderte regelrecht entstellt. Erst in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts ließ der damalige Besitzer den ursprünglichen Zustand wiederherstellen. Heute gilt das Rivera Palais an der Münchner Straße als eines der schönsten Gebäude Erdings. Leider fahren die meisten Besucher auf dem Weg ins Zentrum achtlos an diesem Kleinod barocker Baukunst vorbei, sei es, weil sie auf den Verkehr achten oder weil sie sich auf die moderne Skulptur auf der Brücke des Fehlbachs konzentrieren.

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