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Heilig Blut

Kirche (Lat: 48.2985; Long: 11.9008)

Die Wallfahrtskirche Heilig Blut - weil einer den Mund zu voll nahm

Leider ist, wie der kleine Zettel an der Kirchenpforte besagt, die Kirche heilig Blut auf unbestimmte Zeit nicht zu besichtigen. Trotzdem lohnt eine kurze Beschreibung.

An der Stelle, an der die Kirche steht, soll sich der Sage nach folgende Geschichte zugetragen haben: Ein armer Bauer ließ sich von seinem begüterten Nachbarn erzählen, dass dieser seinen Wohlstand einer geweihten Hostie verdanke, die er "in seinem Innersten" bewahre. Der einfältige Bauer meinte, der Reiche spräche von einem tatsächlichen Ort in seinem Haus und beschloss, ebenfalls eine heilige Hostie zu sich nach Hause zu holen. Am Gründonnerstag des Jahres 1417 ging er zur Kommunion und verbarg danach die Hostie in einem Tüchlein. Eine andere Version der Sage berichtet, er habe sie im Mund davongetragen. Unterwegs jedoch entwich ihm die Hostie. Sie soll eine Weile in der Luft geschwebt sein, bevor sie kurzzeitig im Erdreich verschwand. Dem herbeigerufenen Geistlichen gelang es nicht, den schwebenden "Leib Christi" zu fassen. Selbst der Bischof von Freising bemühte sich vergeblich. Was lag für einen geschäftstüchtigen Bischof näher, als diese heilige Stelle zum Wallfahrtsort zu erheben?

Zunächst wurde an diesem Ort eine hölzerne Kapelle errichtet. Als immer mehr Wallfahrer kamen, war das Kirchlein dem Ansturm nicht mehr gewachsen und wurde durch einen gotischen Kirchenbau ersetzt. Aber auch der wurde bald zu klein. Deshalb bewilligte der Magistrat 1603 einen Neubau. Aufgrund der Kriegswirren im Dreißigjährigen Krieg mussten die Gläubigen aber siebzig Jahre warten, bis 1673 der Grundstein zur heutigen Kirche endlich gelegt werden konnte.

Nun fragt man sich zu Recht, warum der Wallfahrtsort den Namen Heilig Blut trägt, wenn es doch um eine Hostie ging. Wer sich die Jahreszahlen allerdings genau ansieht, bemerkt eine Unstimmigkeit: Die Wallfahrt nach Heilig Blut in Erding wurde bereits 1360 urkundlich erwähnt, die Geschichte mit dem Bauern und seiner Hostie trug sich aber erst 1417 zu. Offensichtlich haben sich zwei Motive überlagert. Die ursprüngliche Wallfahrt nach Heilig Blut galt einer Christusstatue, aus deren fünf Wundmalen Blut geströmt sein soll. Das Gnadenbild ist heute in der Krypta aufgestellt. Eine kleine Steinplastik, die in einen Seitenpfeiler der Stadtkirche St. Johannes in Erding eingelassen ist, gilt übrigens als Vorgänger des Gnadenbildes. Die Geschichte über den Hostienfrevel kam erst drei Generationen später dazu. Vielleicht überlegten die Kirchenoberen, dass sich die Wallfahrt eher rentiert, wenn man zwei Gründe anbietet. Die lateinische Inschrift in der Krypta: "Locus, in quo stas, terra sancta est" bezeichnet die Stelle, an der einst die Hostie im Boden verschwunden sein soll.

Auf den Fresken über dem Chor im einschiffigen Kirchenraum ist die Anbetung der schwebenden Hostie zu sehen. Eine weitere Darstellung zum Thema Hostienfrevel findet sich im Antependium.

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