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Frauenkircherl

Kirche (Lat: 48.3066; Long: 11.9078)

Das Frauenkircherl - eine heilige Rumpelkammer

Bis heute weiß man nicht, was die Erdinger Bürger dazu bewogen haben mag, fast zeitgleich zum Bau ihrer Stadtpfarrkirche St. Johannes diese spätgotische Pfeilerbasilika in unmittelbarer Nähe zur Hauptkirche zu errichten. Obwohl das Gotteshaus bei den Gläubigen durchaus beliebt gewesen sein muss, stand es immer im Schatten der großen Schwester St. Johannes.

1619 tobte ein solches Gewitter über der Stadt, dass sich das Turmdach löste und davonflog. Dies war sicher für viele Abergläubische ein beängstigendes Zeichen. 1648, im letzten Kriegsjahr des Dreißigjährigen Krieges, legten die schwedischen Besatzer vor ihrem Abzug in der ganzen Stadt Feuer. Die Frauenkirche brannte aus und ihre gotischen Altäre wurden Opfer der Flammen. Doch schon knapp zwanzig Jahre danach war die Ruine wieder aufgebaut. Neue Altäre waren angeschafft.

Einen Tiefpunkt erreichte die Kirche, als nach der Schlacht von Hohenlinden 1800 die siegreichen französischen Truppen ihre Pferde in dem Kirchenraum einstellten. Mit der Säkularisierung 1803 wurde die Kirche geschlossen.

Der unter Geldnot leidende Kurfürst ließ daraufhin das Frauenkircherl an die Stadt Erding verkaufen - ein besonders geschickter Schachzug, wenn man bedenkt, dass die Kirche ursprünglich von den Erdingern auf eigene Kosten errichtet worden war, ihnen also schon immer gehörte.

1880 veranlasste der damalige Bürgermeister Hofer die Entfernung der Altäre - was ihm aber nicht gut bekommen ist: Noch am selben Tag wurde er bettlägerig und starb sechs Wochen später - so eine Chronik - unter unsäglichen Schmerzen. Das hinderte die Erdinger aber nicht daran, in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts das kleine Kirchlein nochmals zu entweihen. Es wurde zum Feuerwehrhaus umgebaut. Dabei musste die Südwand durchbrochen werden, um weite Tore für die Einsatzfahrzeuge zu schaffen. Der Glockenturm diente jetzt zum Trocknen der Schläuche. 1986 erfolgte dann eine Kehrtwendung zu einer würdigeren Verwendung. Heute finden dort Ausstellungen und Vorträge statt. Somit ist das Kirchlein zwar kein Kult-Ort, aber wenigstens ein kultureller Ort.

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