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Schweige Hergolding

Profanbau (Lat: 48.1256; Long: 11.7907)

Die Schweige Hergolding - die Siedler sollten Kämpfer sein

Zwischen Parsdorf und Baldham-Dorf erhebt sich mitten in der Schotterebene ein größerer Gebäudekomplex, der an eine Fabrik aus der Gründerzeit erinnert: Die Schweige Hergolding. Es handelt sich hier um die Keimzelle der späteren Siedlung Hergolding.

Ihr früherer Besitzer, der jüdische Kaufmann Ernst Landauer, war nach der Machtergreifung 1933 im Zuge der Arisierung enteignet worden. Die Nazis teilten seinen Besitz auf, um daraus landwirtschaftliche Musterbetriebe für Neubauern zu machen. Insgesamt 13 neue Bauernhöfe waren im Zuge dieser Neugliederung in Hergolding entstanden. Dazu kamen drei weitere Bauernstellen in umliegenden Gemeinden. 1937 zogen Bauern aus Altbayern, Franken und aus dem Schwäbischen in die neuentstandenen Gehöfte. Die finanziellen Konditionen waren günstig. Trotzdem scheint der Anfang für viele Familien schwer gewesen zu sein. Die Häuser waren von Anfang an zu klein und die Familien wohnten beengt. Aber die Erschwernisse waren ganz im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung: Niemand sollte sich in ein warmes Nest setzen, sondern die Siedler sollten zu echten Kämpfern werden. Ein Jahr nach dem Einzug der Neubauern feierte der "Völkische Beobachter" dieses nationalsozialistische Siedlungswerk als "Großtat".

Die ursprünglich errichteten Gebäude wollten mit ihrem norddeutschen Stil nicht so recht in die oberbayerische Landschaft passen. Inzwischen haben zahlreiche Umbauten und Erweiterungsmaßnahmen dazu geführt, dass die ursprüngliche Architektur kaum mehr zu erkennen ist.

Während andere Gemeinden in der Nachkriegszeit schon bald über ihre Ortsgrenzen hinauswucherten, wurde bis 50 Jahre nach der Gründung von Hergolding hier so gut wie kein neues Haus gebaut. Geändert hat sich das erst in den letzten Jahren. Heute finden sich zahlreiche Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sowie Laden-geschäfte in den ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäuden.

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