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Schloss Zinneberg

Profanbau (Lat: 47.9932; Long: 11.8818)

Schloss Zinneberg - vom Adelssitz zur Jugendeinrichtung

Auf einer steil abfallenden Bergnase gelegen, war Schloss Zinneberg gegen Angriffe aus dem Glonntal geschützt.

Erste Besitzer waren im 13. Jahrhundert die Grafen von Preysing. Ob der Name Zinneberg tatsächlich auf die Zinnen im Wappen dieses Grafengeschlechts zurückgeht, ist ungeklärt. Schloss Zinneberg wechselte häufig den Besitzer. Den Grafen von Preysing folgten die Pienzenauer, denen wiederum die Fugger , dann die verwitwete Kurfürstin Maria Leopoldine, ein Industrieller, der seinen Adelstitel durch Kauf erworben hatte und schließlich die ""Schwestern vom Guten Hirten", die das Anwesen noch heute bewirtschaften.

Zwei Persönlichkeiten ragen aus der Geschichte Zinnebergs besonders heraus: Zunächst Kurfürstin Maria Leopoldine. Sie wurde von ihren habsburgischen Verwandten gegen ihren Willen mit 17 Jahren mit dem 71 jährigen Kurfürsten Karl Theodor verheiratet. Karl Theodor brauchte dringend einen Thronfolger, denn er wollte unbedingt vermeiden, dass sein ungeliebter Neffe Max Josef von Pfalz-Zweibrücken sein Erbe antrat. Anscheinend soll Leopoldine immer laut gekreischt haben, wenn sich der Kurfürst ihr näherte, so dass es mit einem Thronfolger nichts werden konnte.

Karl Theodor, ein Wittelsbacher aus der Pfälzer Linie, hatte zunächst von Mannheim aus die Pfalz regiert, bevor er 1777 in München das Erbe seines Onkels Max III. Josef antrat, der kinderlos an den Pocken gestorben war. München gefiel ihm nie, so dass er mit den Habsburgern über einen Gebietstausch verhandelte, nach dem Motto: Ich geb' Euch Bayern und Ihr gebt mir die Spanischen Niederlande. Die habsburgische Delegation war schon am Münchner Hof eingetroffen, um den Vertrag zu unterzeichnen, da ereilte den Kurfürsten ein Schlaganfall. Die Habsburger drängten darauf, zum kranken Kurfürsten vorgelassen zu werden. Leopoldine verwehrte ihnen jedoch den Zutritt - und zwar so lange, bis der Kurfürst verstorben war. So verdanken die Bayern einer Frau, dass sie nicht an Österreich verschachert wurden.

Leopoldine war beim Tod des Kurfürsten übrigens schwanger - bloß, so bekannte sie freimütig, war nicht der Kurfürst Vater des Kindes. Am Ende wurde doch der Neffe Max Josef aus Zweibrücken Kurfürst in Bayern. Die verwitwete Kurfürstin zog sich zurück auf Schloss Zinneberg und ließ es ausbauen und renovieren.

Die zweite illustre Gestalt, die mit Zinneberg in Verbindung gebracht wird, ist der Industrielle Freiherr Adolf von Büsing-Orville. Er hatte sein Geld als Industrieller gemacht - unter anderem mit Schnupftabak - und kaufte sich neben seinem Adelstitel 1899 das Schloss als standesgemäße Residenz. Er ließ bekannte Architekten, wie Friedrich von Thiersch kommen, um die Anlage verschönern zu lassen. Der alte Teil des Schlosses erhielt die markanten Stufenzinnen. Aus jener Zeit stammt auch die Orangerie, die heute als Schule genutzt wird.

Während des Ersten Weltkrieges stellte der Schlossherr einen Teil der Gebäude als Lazarett zur Verfügung. Auch sonst war der Freiherr patriotisch gesinnt. Die Glonner wussten: Immer wenn oben am Schloss die Fahne gehisst wurde, hatten die Deutschen wieder einen Teilsieg errungen. Gegen Ende des Krieges war die Fahne jedoch nur noch selten oben zu sehen. 1927 verkaufte Freiherr von Büsing-Orville Schloss Zinneberg an den Orden der "Schwestern vom Guten Hirten". Zuvor hatte er schon seine anderen Ländereien in der Umgebung verkauft. Danach siedelte er in die Schweiz um.

Heute ist Schloss Zinneberg eine Jugendhilfeeinrichtung und wird immer noch von den "Schwestern vom Guten Hirten" geführt.

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