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Rathaus Ebersberg

Profanbau (Lat: 48.0783; Long: 11.9689)

Das Rathaus - statt dem Tanzbein schwingt man jetzt Reden

Ein Schild an der Fassade des wuchtigen Profanbaus weist auf die frühere Verwendung des Gebäudes hin. Der spätgotische Bau entstand 1529 und diente den Benediktiner Mönchen als "Taverne". Entgegen der landläufigen Meinung war eine Taverne nicht nur eine bessere Spelunke, sondern, wie hier in Ebersberg, ein stattliches Gasthaus.

Die "Untere Taverne" war den bessergestellten Herrschaften vorbehalten. Bei Jagdausflügen in den Ebersberger Forst dürften hier regelmäßig die adligen Jäger und ihr Gefolge einquartiert worden sein. Die ärmeren Gäste mussten in der "Oberen Taverne" logieren, dort, wo heute das Gasthaus Oberwirt steht. Auch Pilger der Sebastians-Wallfahrt wohnten hier, sofern sie es sich leisten konnten. Vom Marktplatz aus gab es eine gewölbte Durchfahrt sowie Stallungen für 50 Rösser. In den beiden Kellern daneben wurden lebende Fische gehalten.

Auf dem Marktplatz muss sich seinerzeit der Müll getürmt haben. Er vermischte sich mit dem Inhalt der Nachttöpfe, die aus den Fenstern der angrenzenden Häuser geleert wurden.

Der heutige Sitzungssaal im Rathaus wurde als "Tanzhauß und große Stubn" bezeichnet. Einen Stock darüber gab es "ain große Hochzeits-Stuben, ein kleins Stübel und Küchel." Unterm Dach befand sich der Getreidekasten. 1873 kaufte die Gemeinde das Gebäude für 12.000 Gulden - was damals immerhin dem zweihundertfachen Jahreslohn eines Oberknechts entsprach - und wandelte es um zum Rathaus. Seither residieren der Bürgermeister und die Stadtverwaltung in dem Bauwerk. In der Großen Stubn von einst tagt seither der Stadtrat von Ebersberg und die Stadträte kassieren dafür, dass sie im ehemaligen Tanzhaus diskutieren und Reden schwingen.

Doch einmal war Schluss mit der Beschaulichkeit. Am 23. Juli 1925 stand plötzlich der Dachstuhl des Rathauses in Flammen. Es hatte einen elektrischen Kurzschluss gegeben. Pfarrer Martin Guggetzer versuchte noch, die wertvollsten Stücke des Heimatmuseums, das im Dachstuhl untergebracht war, zu retten. Vergeblich. Gegen Mittag, der Dachstuhl war schon zusammengebrochen, kam endlich eine Wasserspritze aus München. Eiligst legte man Schläuche, um vom Klostersee Wasser hinauf zum Rathaus zu pumpen. Wenigstens konnte man auf diese Weise die unteren Stockwerke retten. Doch der Dachstuhl und mit ihm das Heimatmuseum waren restlos vernichtet. Bereits am nächsten Tag beschloss der Gemeinderat, das Rathaus in der alten historischen Form wieder aufzubauen.

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