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Hochland in Steinhöring

Geschichte (Lat: 48.0847; Long: 12.0255)

Heim "Hochland" in Steinhöring - Brutstation für die neue Herrenrasse

Die Vorstellung einer überlegenen nordisch-arischen Herrenrasse stand Pate für das Programm Lebensborn. Für die dauerhafte Besiedlung des Lebensraums im Osten brauchte man eine große Anzahl von "gutrassigen" Deutschen. Groß, blond, blauäugig - so wie es den Naziideologen um Hitler und Himmler vorschwebte.

Nach der nationalsozialistischen Ideologie hatten deutsche Frauen die ehrenhafte Pflicht, dem "Volkskörper" Kinder zu schenken. Ledige Mütter sollten den ehelichen Müttern gleichgestellt sein. Durch die Einrichtung von Lebensborn-Heimen sollte die Zahl der Abtreibungen reduziert werden.

Das Entbindungsheim "Hochland" in Steinhöring wurde im August 1936 eröffnet und galt als Mustereinrichtung für ähnliche Heime. Entgegen landläufiger Meinung gab es im Programm Lebensborn keine gezielte Zusammenführung von Zeugungspartnern - auf deutsch: es wurden keine Paare miteinander verkuppelt - offiziell wenigstens nicht. Gegen außerehelichen Nachwuchs hatten die Nazis allerdings nichts. Damit warfen sie jahrhundertealte Traditionen über Bord, nach denen außereheliche Kinder als Bastarde galten und von der Gesellschaft ausgestoßen wurden. Bevor schwangere Mädchen im Heim "Hochland" aufgenommen wurden, mussten sie eine strenge Selektion durchlaufen. Sie wurden nur akzeptiert, wenn rassisch und erbbiologisch einwandfreie Kinder zu erwarten waren. Der Erzeuger musste von der Mutter zweifelsfrei nachgewiesen werden, damit auch seine arischen Tugenden überprüft werden konnten. Handelte es sich bei den Vätern aber um Mitglieder der SS, so stand ihre Zugehörigkeit zur arischen Rasse sowieso nicht in Frage. Viele Erzeuger waren bereits mit anderen Frauen verheiratet und hatten nicht vor, sich von diesen zu trennen.

Kam das Kind dann unehelich zur Welt, so konnte die Mutter es wie einen Gegenstand der Stiftung Lebensborn e.V. "vermachen". Die Organisation vermittelte diese Kinder dann an kinderlose linientreue Ehepaare.

Als das Heim "Hochland" in Steinhöring im April 1945 geschlossen wurde, hatten dort insgesamt 1409 Kinder das Licht der Welt erblickt. Nach dem Krieg wollte niemand mehr an den Rassenwahn der Nazis und die Herrenrasse erinnert werden. Lebensborn-Kinder und ihre Mütter verschwiegen oft die Hintergründe der Geburt.

In den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde Heim "Hochland" zunächst als Kinderkrankenhaus genutzt. Seit 1971 ist eine der größten Behinderteneinrichtungen Deutschlands dort untergebracht.

Der Gedanke, dass viele der heutigen Bewohner unter den Nazis als "unwertes Leben" ermordet worden wären, lässt erschauern.

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