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Grafinger Wildbräu

Profanbau (Lat: 48.0454; Long: 11.9656)

Der Grafinger Wildbräu - das "Gefreite Haus" von Grafing

Und das soll das nachweislich älteste Gebäude von Grafing sein? So alt sieht es gar nicht aus. Bei der Fassade weiß man nicht so recht, ob hier die Renaissance Pate gestanden hat. Und erinnern die Türmchen rechts und links nicht an den Barock?

Der Ursprung des Gebäudes geht aber tatsächlich auf das vorletzte Jahrtausend zurück. 973 ließ Herzog Heinrich II. von Bayern an dieser Stelle ein Lustschloss für seine Gemahlin errichten. Nachdem eine Verschwörung Herzog Heinrichs, der übrigens den bezeichnenden Beinamen: der Zänker trug, gegen seinen Vetter Kaiser Otto II. aufgeflogen war, kam Heinrich in Haft. Er konnte fliehen und setzte seine Intrigen gegen den Kaiser fort. Otto ließ daraufhin Heinrich als Herzog absetzen und verhängte die Reichsacht über ihn. Seinen Besitz übernahm ein treuer Vasalle Ottos, Graf Ulrich von Ebersberg.

Als das Geschlecht der Grafen von Ebersberg 1045 ausstarb, wechselten Gut und Besitz zum Kloster Ebersberg. In seiner wechselvollen Geschichte ging das Anwesen danach durch die Hände verschiedener Besitzer. Es sah den Aufstieg von Grafing zum Marktort, nachdem Kaiser Ludwig der Bayer die tapferen Grafinger für ihre Unterstützung bei der Schlacht von Ampfing im Jahr 1322 mit den Marktrechten belohnt hatte. Das "Gefreite Haus" blieb aber immer ein Fremdkörper in Grafing, da seine adligen Bewohner nicht der örtlichen Gerichtsbarkeit unterstanden - daher die Bezeichnung "gefreites Haus". Die Besitzer waren den Grafingern buchstäblich keine Rechenschaft schuldig und zahlten natürlich auch keine Steuern.

1499 erhielten die Besitzer das Braurecht. Die Brauerei besteht bis heute. Adligen war nun aber die Ausübung eines Handwerks verboten. Bierbrauen wiederum war Handwerk. Nun könnte man in einem solchen Fall einen angestellten Braumeister mit dem Brauen beauftragen. Aber in dem Moment, wo die Eigentümer des "Gefreiten Hauses" dort einen Bürgerlichen als Braumeister beschäftigten, verloren sie ihre Privilegien, die auf dem Anwesen ruhten. Um es kurz zu machen: Über Jahrhunderte wurde mit allen Tricks gearbeitet, um die Rechte zu halten. Heute würde man sagen: mit Strohmännern, Scheingeschäften und Briefkastenfirmen.

Das Gebäude von damals steht aber schon seit langem nicht mehr. 1745, nach dem österreichischen Erbfolgekrieg, wurde das "gefreite Haus" weitgehend abgerissen und an dessen Stelle das heutige Gebäude vom Wildbräu erbaut.

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