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Neues Schloss Schleißheim

Profanbau (Lat: 48.2489; Long: 11.5609)

Das Neue Schloss von Schleißheim - Max Emanuels Traum vom Königspalast

Eigentlich war Kurfürst Max Emanuel fest davon ausgegangen, dass man ihm die spanische Königskrone antragen würde. Schließlich war seine Frau Maria-Antonia, Tochter des österreichischen Kaisers Leopold I., rechtmäßige Erbin des kinderlosen spanischen Königs Karl II. Also begann Max Emanuel schon einmal mit dem Bau einer Residenz, die eines Königs würdig war. Dummerweise aber hatte Max Emanuel die Rechnung ohne seine anscheinend sehr clevere Gemahlin gemacht. Jahrelang hatte er seine Frau wegen ihrer mangelnden Schönheit vernachlässigt. Viel lieber vergnügte er sich in Gesellschaft diverser Mätressen. Als Maria-Antonia dennoch ein drittes Mal schwanger wurde - zwei Kinder starben bereits bei der Geburt - entfloh sie nach Wien, an den Hof ihrer Eltern. Dort brachte sie den Stammhalter Joseph Ferdinandzur Welt. Kurz nach der Niederkunft starb sie jedoch - nicht ohne vorher Max Emanuel enterbt zu haben.

Nun ruhten die Hoffnungen des Kurfürsten auf seinem Sohn, dem Kurprinzen Joseph Ferdinand. Er sollte anstelle seiner Mutter das spanische Königreich erben. Der Traum verflüchtigte sich, als Joseph Ferdinand 1699 im Alter von sieben Jahren unerwartet starb. Woran der Junge starb, konnte nie ganz geklärt werden. Gerüchten zufolge, die man sich am Hof von Versailles erzählte, sei Gift aus Wien im Spiel gewesen. Der Tod des Erben bedeutete eine Katastrophe für die ehrgeizigen Aufstiegspläne von Max Emanuel. König Karl II. von Spanien änderte sein Testament zugunsten eines Enkels des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. Als Karl II. selbst 1700 starb, stritten sich die Parteien um die Auslegung seines Testaments. So kam es zum Spanischen Erbfolgekrieg, der Mitteleuropa über mehr als ein Jahrzehnt in Atem hielt. Max Emanuel, zunächst Verbündeter der Habsburger, wechselte zu den Franzosen, weil er sich davon Vorteile erhoffte. Er musste jedoch bereits 1704 bei Höchstädt eine vernichtende Niederlage gegen den englischen Feldherrn https://de.wikipedia.org/wiki/John_Churchill,_1._Duke_of_Marlborough Duke von Marlboro und seinen einstigen Mentor Prinz Eugen von Savoyen hinnehmen. Die Sieger verbannten den Kurfürsten daraufhin ins Exil nach Paris. Seine Königsresidenz in Schleißheim blieb zunächst im Rohbau.

Erst 1715 - nach Ende des Krieges - konnten die Arbeiten in Schleißheim wieder aufgenommen werden. Allerdings war Bayern aufgrund der Kriegswirren so verarmt, dass die ursprünglichen Planungen deutlich zurückgefahren werden mussten. So fiel das Projekt einer vierflügeligen Anlage mit Einbeziehung des alten Schlosses dem Rotstift zum Opfer. Übrig blieb letztlich nur der monumentale Haupttrakt mit einer Breite von 300 Metern. Baumeister wurde der in Paris ausgebildete Joseph Effner. Auf ihn geht auch die künstlerisch ausgesprochen bedeutende Ausstattung der Säle und Prunkräume zurück. Da das Schloss als Sommerresidenz geplant war, fehlten Kamine in den meisten Räumen. Wegen fehlender Heizmöglichkeiten war der Herrschersitz über Monate nicht bewohnbar. Die Nachfolger des Blauen Königs bevorzugten deshalb das bequemere und vor allem stadtnähere Schloss Nymphenburg bzw. im Winter hatten sie ja noch die Residenz zur Auswahl. Bereits Anfang des 19. Jahrhundert wurde das leerstehende Schloss Schleißheim der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die bayerischen Untertanen konnten fortan die von Kurfürst Max Emanuel gestiftete Gemäldesammlung besuchen und in den Gärten flanieren. Nur noch einmal wohnte ein Wittelsbacher in Schloss Schleißheim: In den Jahren 1875 bis 1879 wurde Prinz Otto, der geisteskranke Bruder von König Ludwig II., im Schloss interniert und unter Überwachung gestellt.

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